Seduced – Discarding The Mask
Kurz vor Weihnachten ist eine Schlachtplatte nie verkehrt, gerade mit „Stirb langsam“ als festliche Film-Begleitung. Den Soundtrack dafür liefern Seduced aus Kärnten. 2011 aus den Ruinen von Menneskeeter auferstanden, versteht sich das Quintett seither auf angeschwärzten Death Metal mit dezenten Thrash-Untertönen. „Discarding The Mask“, der mittlerweile dritte Longplayer, war eigentlich bereits vor zwei Jahren fertig, allerdings war man mit dem Ergebnis nicht zufrieden. So erscheint das Machwerk – digital über Bandcamp und auf CD via Teratogen erhältlich – nun mit Verzögerung, die sich hörbar gelohnt hat.
15 Songs, eine Stunde Spielzeit – eine ganze Menge Holz, in der auch schon mal ein Hauch von Füllmaterial vorkommen kann. Geschenkt und vorneweg abgehakt, damit weiter zur Musik. Schnell kristallisieren sich die ersten Nackenbrecher heraus, darunter das komplexe, mehrteilige und doch herrlich direkte „Juliette“, das mit unterschwelligem Thrash-Riffing und fiesen Squeals punktet. Die angedeuteten infernalen Melodien eines „Burning Skies“ scheinen zunächst aus dem Rahmen zu fallen, geben dem Vierminüter im Endeffekt jedoch den nötigen Punch – ein im besten Sinne zäher Heavy-Hitter, der an die Substanz geht.
Seduced loten die Grenzen der musikalischen Möglichkeiten mit wachsender Begeisterung aus, kriegen aber stets die Kurve. Ein „Between The Shadows And The Light“ beginnt brachial und bissig, groovt zwischendurch wie Sau und bricht schließlich komplett zusammen. Über die Spoken-Word-Parts darf man sicher geteilter Meinung sein, die spitze Rasierklinge tut dafür im besten Sinne weh. Stark auch „Human Goat Jigsaw“, das ebenfalls mit dem gesamten Klangspektrum des Quintetts spielt, gleichermaßen verschroben wie aggressiv wirkt.
Klar, die Überlänge ist streitbar und wohl auch ein Tacken zu viel geworden, doch dafür stimmt rundherum verdammt viel. Wie auch immer die Ur-Version geklungen haben mag, die zusätzliche Zeit bekommt „Discarding The Mask“ hörbar gut. Feine Konzeptkunst in Bild und Ton, starkes Handwerk und eine Menge an kondensierter Bosheit machen die heimischen Death-Metal-Heroen über jeden Zweifel erhaben. Was ein Brett!
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 28.11.2017
Erhältlich über: Teratogen
Facebook: www.facebook.com/seducedband
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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