Mahlstrom – Mæander
Ein Mann, ein Fjørt – aber es gibt doch noch andere Bands im deutschsprachigen Post-Hardcore-Bereich. Dank des Aachener Trios erhält ein wuchtiges wie spannendes Genre aktuell doppelte Aufmerksamkeit. Davon profitieren Mahlstrom, deren Songs so sicherlich mehr Gehör finden. 2011 gegründet, leben die Musiker momentan zwischen Hamburg und dem Süden Deutschlands, bleibt trotz geographischer Hürden produktiv. Nach drei Kleinformaten erscheint nun das wuchtige Full-Length-Debüt „Mæander“.
Wer die eingangs erwähnte Über-Referenz der Stunde, aber auch Love A schätzt, sollte Mahlstrom lieben. Ausreichend schlagkräftige musikalische Argumente haben sie jedenfalls im Gepäck. Hinter der von Blaustich und drohendem Verfall gezeichneten Fassade, welche das Album-Cover ziert, verstecken sich spannende Tracks, die mit Freiheit und Sicherheit, mit Ängsten und Wut, mit Welt- und Feinbildern ringen. Wenn sich, wie im Titelsong „Mæander“, angedeutete Resignation breit macht, letztlich aber doch kämpferisch abgewehrt wird, dann hat das Methode.
Ein „Dawei“ deckt das ganze Mahlstrom’sche Spektrum ab, bleibt dabei allerdings vergleichsweise ruhig und zittrig. Die fahrige Gitarre, angeteaste Post-Rock-Exkurse, wütende Vocals – es ist eine zwischenzeitliche Ruhe mit Sturm, umgeben von kleinen Muskelpaketen. Bereits der Opener „Hyper-Normal“ bombardiert sämtliche Sinne, mit dem kompakten „Echokammer“ etabliert sich obendrein ein stellenweise überraschend martialischer Hit mit wachsender Begeisterung. Am „Blue Marble Blues“ ist vor allem der Text düster. Mahlstrom sezieren den gesellschaftlichen Ist-Zustand mit feiner Klinge und wachsender Frustration. Entsprechend trübt sich auch das Arrangement mehr und mehr ein.
Natürlich weckt der Sound Mahlstroms vertraute Erinnerungen, und doch ist „Mæander“ im besten Sinne angenehm anders. Frische Note, martialischer Elan, geschicktes Ausbalanciern zwischen voller Dröhnung und feiner Klinge, dazu grandiose Texte – kaum zu glauben, dass es sich hierbei erst um ein Debütalbum handelt. In dieser Form sollte ein Platz an der deutschsprachigen Post-Hardcore-Sonne nur eine Frage der Zeit sein.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.04.2018
Erhältlich über: Through Love Records (Indigo)
Website: www.mahlstrom.rocks
Facebook: www.facebook.com/mahlstrommusik
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