Galaxy Space Man – Unravel
Ein Debüt wie eine Urgewalt: „…But Heaven Is Clear“ war vor mittlerweile fast fünf Jahren eine Punktlandung für Galaxy Space Man. Das kurze aber prägnante Album – ein wilder Mix aus Prog, Art, Post und metallisch angehauchtem Rock-Chaos – ließ das Quartett aus Hamburg förmlich aus den Startblöcken explodieren. Und nun? Zäumen sie die eierlegende Wollmilchsau einfach von hinten auf. „Unravel“ spottet im besten Sinn jeder Beschreibung.
Mehr Material ist es auf jeden Fall geworden, gleich 55 Minuten stellen vor hohe Hürden. Wie soll man all das auch nur annähernd erfassen, gerade bei einer derart komplexen Platte? Galaxy Space Man wollen es niemandem leicht machen, das exerziert bereits der Opener „Tempest“ gekonnt vor. Dabei wiegen die dicken Riffs zunächst noch in Sicherheit und auch das herrlich schrubbende Arrangement mit Alternative-Touch, einem Hauch Leprous und sogar Incubus brennt sich ein. Ruhige Zwischenspiele, viel Atmosphäre und gekonnter Spannungsaufbau symbolisieren die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.
Je länger die Platte dauert, desto chaotischer scheint sie zu werden. Da wäre beispielsweise der wirre Bounce von „Objections“, von Math-Attacken und präzisem Modern-Prog gesäumt, das aggressiv-verzahnte Noise-Schauspiel „Nutsy Gsus“ oder „Resting State“, dieser Kapitalstart mit Blastbeats und Nintendocore-Anleihen. Ja, das gibt es wirklich. Zwischendurch widmen sich Galaxy Space Man, scheinbar aus dem Nichts, der Überlänge. Ein „Kaleidoscope“, das sich den Karnivool’schen Charme des Debüts ein wenig bewahren konnte, tastet sich in zehn Minuten durch die komplette Art-Schule, ohne auch nur einen einzigen Moment zäh oder gar langweilig zu werden.
Klar, ohne viel – vielleicht sogar sehr viel – Geduld ist dieses zweite Album nicht zu meistern. „Unravel“ wehrt sich gegen Schubladendenken, sprengt den eigenen Horizont am laufenden Band – und mit größter Freude. Der gleichermaßen kaputte und doch so harmonische Sound Galaxy Space Mans fährt durch Mark und Bein. Experimente? Sehr gerne! Dicke Harmonien? Immer doch. Modern-Prog-Perfektion? Ist Programm. Was für eine Offenbarung.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 22.06.2018
Erhältlich über: Finaltune Records (Broken Silence)
Website: www.galaxyspaceman.com
Facebook: www.facebook.com/galaxyspaceman
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