Azusa – Heavy Yoke
Zwei Gründungsmitglieder von den ruhenden Extol, der Bassist der aufgelösten The Dillinger Escape Plan und die Sängerin des… Indie-Pop-Projektes Sea + Air!? Was sich aktuell unter dem Banner Azusa firmiert, dürfte eigentlich nicht zusammenpassen, zu groß scheinen die Gegensätze zwischen Frontfrau und restlicher Band zu sein. Von wegen: „Heavy Yoke“, eine Art Extreme-Prog-Balanceakt mit poppigem Einschlag, trifft von der ersten Sekunde an ins Schwarze.
Was sich in diesen 34 Minuten abspielt, spottet jeder Beschreibung, und ist vielleicht gerade deswegen so gut. Der Opener „Interstellar Islands“ hangelt sich über ein Thrash-Riff in einen proggigen Albtraum. Eleni Zafiriadou holt schier Unglaubliches aus ihren Stimmbändern heraus, singt, flüstert, schreit, kreischt, spricht und wirkt beschwörend auf den Hörer ein. Sie ist die große Überraschung dieses Albums, wechselt spielend leicht von harmonisch-poppigen Passagen, die sogar an No Doubt erinnern, zu wütender Extreme-Prog-Galle, welche Arch Enemy auf Gojira treffen lässt.
Widersprüche geben die Schlagzahl vor, wenn beispielsweise ein gemächliches, verschachteltes Monstrum wie „Iniquitous Spiritual Praxis“ auf die abgefahrene Math-Death-Wutprobe „Succumb To Sorrow“ trifft. In „Spellbinder“ kommt das Faible des Quartetts für feisten Thrash durch, wohlweislich in klaustrophobe Melodien und Polyrhythmik gekleidet. Der wütende Titeltrack erinnert hingegen an die gemeinsame EP von The Dillinger Escape Plan und Mike Patton. Zwischendurch entführt ein „Programmed To Distress“ in düster-poppige Alternative Rock-Gefilde, dann springt „Heart Of Stone“ durch feurige Prog-Reifen.
Modern Prog? Extreme Pop? Math-Folk? Wie auch immer man den Sound Azusas nennen will, eines zeigt sich schnell: „Heavy Yoke“ ist alles andere als ein Kuriositätenkabinett, sondern das Zusammentreffen überaus talentierter Musiker, welche Welten aufeinanderprallen lassen und dabei neue Ansätze in vertrauten Gefilden finden. Binnen Sekunden wechseln sich charmant-poppige Radiofreundlichkeit, feiste Thrash-Energie, bedrohliche Düsternis und Neo-Prog-Gummitwist ab – meist in einem einzigen Song, immer wieder, immer extremer. Zafiriadou erweist sich als stimmlicher Gewinn, das bestens bekannte, erprobte Team dahinter sorgt für kaputte Hymnen en masse. Vielleicht das beste Debütalbum des Jahres.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 16.11.2018
Erhältlich über: Indie Recordings (Soulfood Music)
Website: www.theazusawebsite.com
Facebook: www.facebook.com/AzusaBand
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