Unearth – Extinction(s)
Seit mittlerweile 20 Jahren ziehen Unearth, einst an der Speerspitze der New Wave of American Heavy Metal, ihren Stiefel stur durch. Musikalisch irgendwo zwischen Melodic Death Metal und Metalcore angesiedelt, bringen es die US-Amerikaner mittlerweile auf stolze sechs Studioalben. Nach längerer Pause steht nun Nummer Sieben in den Startlöchern. „Extinction(s)“, das erste Studiowerk mit Bassist Chris O’Toole, übt sich vor allem in Vollsprint und Brachialgewalt, begleitet von angenehm wütenden Texten, welche sich vor allem mit sozialen Missständen, Korruption und dem gefährlichen Schüren von Hass befassen.
Noch nie nahmen Trevor Phipps und Konsorten ein Blatt vor den Mund, und da bilden die zehn neuen Songs mit drastischem Klartext keine Aussage. Passend dazu bewegt sich die Musik immer wieder auf Anschlag und setzt zum Sprint an. Bereits das eröffnende „Incinerate“ stellt die Zeichen auf Sturm und bläst den Staub aus den Boxen. Pure Aggression, fiese Stakkato-Attacken und wütende Riffs treiben den wilden Stilmix des US-Quintetts vor sich hin. Was jedoch – seit geraumer Zeit – ausbleibt, ist der Klargesang im Refrain. Ohnehin ein zuletzt immer seltener eingesetztes Stilmittel, geht es bei Unearth nun überwiegend nach vorne. Einzig an das klassisch angehauchte Gitarrensolo muss man sich gewöhnen, aber selbst das bleibt eine Ausnahme.
Wobei, ein paar wenige klare Passagen gibt es dennoch. Erstmals seit der „Endless“-EP aus dem Jahr 2002 übernimmt Phipps selbst einige solcher Zeilen im abschließenden „One With The Sun“. Zwischen wütender Bärbeißigkeit, hymnischer Melodik und einer ausgewogenen Mischung aus Growls, Shouts und Flüstergesang bewegen sich Unearth in durchaus epischen Gefilden. Wer es hingegen noch härter und brachialer mag, durchschreitet mit „Sidewinder“ die Grenze zu Thrash und Deathgrind binnen knapp drei Minuten oder lässt „Hard Lined Downfall“ zum Vollsprint ansetzen. „Survivalist“ und „The Hunt Begins“ bemühen sich hingegen insgesamt um eine Spur Melodik, Core und Druck im geschickt umrahmten Spannungsfeld zwischen Powerhouse und Midtempo-Dampfwalze.
Auf ihrem siebten Album zünden Unearth einmal mehr den Turbo und packen den Dampfhammer so richtig aus – musikalisch wie textlich. „Extinction(s)“ betont die wütende, kompromisslose Seite der Band, erinnert ein klein wenig an die schroffen Anfänge und zeugt zugleich vor der andauernden musikalischen Entwicklung, welche das Quintett in den letzten beiden Jahrzehnten durchlebte. Unterm Strich bleibt ein verdammt ordentliches Machwerk, das sich prima in die ohnehin nicht spannungsarme Diskographie Unearths einreiht.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.11.2018
Erhältlich über: Century Media Records (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/unearthofficial
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