Chapel Of Disease – …And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye
Nach einem Hauch mehr Stille als geplant tauchen Chapel Of Disease endlich wieder auf. Längst öffnete sich das Quartett aus Köln für allerlei metallische Einflüsse und ließ den klassischen Death-Metal-Sound hinter sich. Was auf „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ nun angesagt ist? Unter anderem Black Metal, Progressive Rock und okkulte 70s-Klänge mit gelegentlichen Synthie-Einschüben.
Dabei legt die Platte noch vergleichsweise klassisch los: „Void Of Words“ stürzt sich sogleich in den Vollsprint mit rasanter Düsternis und überraschend melodischer Lead-Gitarre. Selbst für einen Hauch von Pagan bleibt Platz, bevor sich Laurent T. in die erste Strophe mit wütenden Growls stürzt. Tatsächlich schlagen Chapel Of Disease hier die Brücke zu den bisherigen Platten, vielleicht noch eine Spur extremer und wütender. Sobald die zweite Hälfte mit instrumentalen Exkursen gen Prog Rock und Neofolk entführt, schrillen jedoch die Alarmglocken. Was genau passiert hier auf einmal?
Wie weit sich das Quartett mittlerweile musikalisch hinauswagt, illustriert vielleicht „1,000 Different Paths“ am besten. Während die Melodieführung an Opeths Revivalism-Ansätze erinnert, platziert sich die Mischung aus Klargesang und vereinzelten Growls geschickt zwischen den Stühlen. Dass der Track trotz guter Ideen nicht so recht in Fahrt kommt, ist allerdings schade. Direkt davor vereint „Null“ beide Chapel’sche Welten perfekt, wenn die ältere Extreme-Schule auf neue Retro-Spielfreude trifft. Ausladende Soli, schroffes Kargland und pointiert arrangierte, bissige Gegensätze prallen wiederholt aufeinander.
So ganz will diese neue Herangehensweise an vertraute Klänge noch nicht funktionieren. „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ funktioniert dann am besten, wenn beide Welten gezielt miteinander verschmolzen werden. Chapel Of Disease haben gute Ideen, für sich isoliert versperrt sich der Zugang jedoch immer wieder, weil die Prog-, Dark- und Retro-Elemente gerne mal etwas zu cheesy klingen. Wie es geht, zeigt unter anderem „Null“: schroff, wütend und doch so herrlich verspielt. Der Weg stimmt, jetzt muss das Ziel noch entsprechend definiert werden.
Wertung: 7/10
Erhältlich ab: 23.11.2018
Erhältlich über: Ván Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/ChapelOfDisease
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