Grey Skies Ahead – Panacea
Post Rock aus Österreich kann eine großartige Sache sein, man denke nur an die grandiosen, unerreichten Doomina. Wobei, bleiben diese tatsächlich unerreicht? Ein Quartett aus Graz schickt sich an, diese Vormachtstellung streitig zu machen. Grey Skies Ahead bestehen seit 2011, eine erste Demo-EP erschien 2016 und wurde auf diversen Konzerten verbreitet. Die Aufnahmen zum Debütalbum „Panacea“ begannen bereits ein Jahr später, nun ist das spannende Ergebnis endlich erhältlich.
Für diesen Einstand auf Albumlänge wollte man weg von Melancholie und hin zu deutlich getriebeneren, energischen Klängen. Genau das ist auch gelungen. Bereits das im vergangenen Jahr vorausgeschickte „Hypertonia“ macht so ziemlich alles richtig. Die teils beißend harten Riffs sind geblieben, ebenso vereinzelt herumflatternde Melodien. Geschickte Verschärfungen von Tempo und Intensität, mit dem schroffen und doch so herrlich blubbernden Leitmotiv kombiniert, wecken wohlige Erinnerungen an Russian Circles.
Selbstverständlich geht es auch anders, fast schon verträumt. Der Titelsong „Panacea“ strahlt verspielte Schönheit in der Leichtigkeit des Seins aus, mutet beinahe philosophisch an, bevor an frühe Collapse Under The Empire erinnernde narrative Strukturen das Geschehen verdichten. Ja, natürlich wird es wieder unverschämt heavy und bissig, die Eskalation geschieht auf eindrucksvolle Weise. Das lässt sich im Übrigen auch von „Apomorphic“ sagen, dessen vertonte Idylle zum Abschluss in einen kantigen Wutausbruch umschlägt. Aber auch der fragile Aufbau eines „Marrow“, dessen Gewitterwolken sich überraschend zögerlich entladen, hat seinen Reiz.
Mit knapp 35 Minuten Spielzeit ist dieses Debütalbum gerade für Post-Rock-Verhältnisse recht kurz ausgefallen, und doch stimmt auf „Panacea“ verdammt viel. Präsentation, Sound und Arrangierung reißen mit, das Bekenntnis zu Rhythmik und Direktheit bekommt den Grazern gut. Die etatmäßigen Explosionen sind natürlich vorhanden, das Hinarbeiten auf diese wirkt vertraut und doch erfrischend. Zugleich brechen Grey Skies Ahead gerne zwischendurch mit Erwartungen, lockern den Aufbau, erklären die sukzessive Eskalation zur Kunstform. Noch reicht es nicht ganz für den – natürlich rein instrumentalen – heimischen Post-Rock-Thron, der Erstling macht allerdings unheimlich viel richtig und schreit förmlich nach einer baldigen Fortsetzung.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.04.2019
Erhältlich über: Kerberos Records
Facebook: www.facebook.com/greyskiesahead
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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