Heart Of A Coward – The Disconnect
Neuer Sänger, neues Glück? Mit ihrem vierten Album wagen Heart Of A Coward so etwas wie einen Neustart. Nach mehreren wuchtigen Platten zwischen Metalcore und Modern Metal ging Jamie Graham von Bord, um sich Familie und Job zu widmen. Kaan Tasan von No Consequence wurde sein Nachfolger und brachte ein wenig der Tech-Intensität seiner zweiten Band mit. „The Disconnect“ intensiviert die proggigen Anleihen von „Deliverance“ und zeigt das Quintett fokussierter denn je.
Ihren vielleicht härtesten und vielseitigsten Song verstecken die Briten ganz zum Schluss. „Isolation“ baut auf vergleichsweise traditionellen Metalcore- und Post-Hardcore-Fundamenten auf, stülpt Schritt für Schritt düstere Atmosphäre darüber und lässt proggige Anleihen drübergleiten. Die Djent-Gitarren von „Culture Of Lies“ brennen auch im Midtempo unter den Nägeln und lassen den atemlosen und doch zurückgenommenen Refrain um einiges intensiver funkeln. Manischer Modern Prog trifft auf wütenden Core in entschleunigtem Umfeld, es hagelt wilde Nackenschläge.
Darf es ein wenig brachialer und direkter sein? „Ritual“ orientiert sich an den Anfängen Heart Of A Cowards und fährt damit mindestens so gut wie die harmonische, eröffnende Brutalo-Wuchtbrumme „Drown In Ruin“ – ein skurriler und doch passender Widerspruch in sich – oder „Senseless“ mit seinen kleinen Explosionen. „Return To Dust“ wagt sich mit minimalistischer Instrumentierung und Klargesang weiter hinaus denn je, ist nach drei Minuten aber schon wieder vorbei – ein atmosphärisches, vielleicht sogar zukunftsweisendes Fragment, dem mit „Suffocate“ ein dissonanter Nackenbrecher folgt, der durchaus auch auf den letzten Alben der Band hätte Platz finden können.
Genau das ist die Stärke von „The Disconnect“: Heart Of A Coward geben sich unberechenbar, gehen mehr Risiken ein und mischen Vertrautes mit neuen Einflüssen und der feinen Klinge. Tasans spürbare Handschrift, verfeinertes Songwriting und Mut zum Risiko machen das vierte Studioalbum der Briten zu einem kleinen Leckerbissen. Zwischen Frontalangriffen, altbekannten Referenzen und noch mehr Musikalität entsteht eine hochspannende Platte mit ebenso hohem Suchtfaktor – kurz, effektiv und ungemein wuchtig.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.06.2019
Erhältlich über: Arising Empire (Warner Music)
Facebook: www.facebook.com/heartofacowardofficial
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