Cherubs – Immaculada High

| 24. Juli 2019 | 0 Comments
Cherubs

(c) Alison Narro

Eine Woche vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums lösten sich Cherubs im Streit auf. Das war 1994, bis zu einem Comeback sollte es stolze 20 Jahre dauern. Die Noise-Veteranen aus Austin, Texas haben so etwas wie Kultstatus in der Szene und landeten bereits mit ihrem ersten Post-Reunion-Werk einen Volltreffer. Nun sind sie bei Relapse gelandet – Arsch und Eimer – wo mit „Immaculada High“ ein herrlich wahnwitziger, abgedrehter Nachfolger in den Startlöchern steht.

Ihr zäher und doch komplett vogelwilder Sound bietet ordentlich Retro-Charme, ohne jedoch auf der Stelle zu treten. Wie es geht, illustriert „Sooey Pig“. Cherubs nehmen das Tempo über weite Strecken heraus und flirten heftig mit Sludge-Weirdness, die Gitarren steuern hingegen erfolgreich gegen jeglichen Hörkomfort. Immer wieder branden unbequeme Soundscapes auf, die in „Breath U Can C“ eine ähnlich manische Fortsetzung finden. Hier zündet das Trio zwar die zweite Stufe ihrer Trägerrakete, das konstante Verharren im gemächlichen Wahnsinn kommt aber gut.

Natürlich lässt die Kehrseite der manischen Medaille nicht auf sich warten. „18 The Number“ rasiert in unter zwei Minuten alles ab. Die Helium-Vocals kommen hier besonders gut, das nölende Heulen geht gleich doppelt schön auf die Nerven. „Pacemaker“ packt schroffe Riffs obendrauf und „Old Lady Shoe“ versinkt schließlich komplett im stockenden Noise-Sumpf. Wie sich „IMCG“ über knapp sechs Minuten mehrfach häutet, wie „Nobodies“ zwischen himmlischen Harmonien und launischen Squeals abhebt, wie „Turista“ mit kaputtem Post-Hardcore flirtet, geht an die Substanz.

Als wären sie nie weg gewesen, drehen Cherubs ein weiteres Mal am Rad. „Immaculada High“ mag zwar erst ihr viertes Studioalbum sein, der in jeder Sekunde greifbare latente Wahnsinn spielt allerdings sämtliche Routine aus, ohne auch nur im Geringsten behäbig oder selbstzufrieden zu wirken. Wer wissen möchte, warum Pissed Jeans und Whores. so herrlich kaputt sind, kriegt hier die nach wie vor bekömmliche Ursuppe serviert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.07.2019
Erhältlich über: Relapse Records (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/CherubsTX

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Category: Magazin, Reviews

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