Cult Of Luna – A Dawn To Fear
Wenn Cult Of Luna eines nicht kennen, dann ist es unnötige Eile. Seit ihrem letzten Studioalbum vergingen sechs Jahre, die starke gemeinsame Platte mit Julie Christmas hat auch schon wieder derer drei auf dem Buckel. Die Schweden waren allerdings keineswegs untätig, denn neben ausladenden Tour-Aktivitäten konzentrierte man sich vollends auf das Songwriting. So erstrecken sich die 79 (!) Minuten von „A Dawn To Fear“ nun tatsächlich über zwei CDs und nehmen so ziemlich alle Karrierephasen mit, ohne sich vor Neuem zu verschließen.
Vertrautes setzt es gleich zu Beginn. Der Opener „The Silent Man“ wurde einige Monate vorab veröffentlicht und diente als erst Gradmesser für den neuen, alten Sound der Schweden. Schnell geht es in media res mit bärbeißiger Härte, wütenden Screams und atmosphärischen Keyboards. Die Stimmung ist einzigartig, durchaus erhaben, fast sogar schon vornehm, wäre da nicht dieser martialische Stomper. Fordernde Zäsuren und eine finale Explosion folgen, so wie sich das gehört. Nur wenige Exkurse zeigen sich über weite Strecken so hart, vielleicht am ehesten das an Isis erinnernde „Inland Rain“. Furioser Druck erzeugt eine regelrechte musikalische Wand.
Genau das, diese druckvolle Wirkung eines Klangwalls, diese wuchtige Präsentation, ist die große Stärke der Platte. Und dann wäre da natürlich die musikalische Wandlungsfähigkeit. Wie sich „Nightwalkers“ von der erhabenen Hymne zur vertrackten Monstrosität mit tanzbarem Rhythmus und schließlich dem beklemmenden Sludge-Bastard entwickelt, ringt Respekt ab. „The Fall“ erweist sich als finale Katastrophe noch eine Spur mächtiger, treibt wiederholt kuriose Spitzen und kollabiert schließlich am Höhepunkt der beklemmenden Heavyness, die stellenweise sogar an die Anfänge von Cult Of Luna erinnert.
Und genau das macht „A Dawn To Fear“ so stark: Hier spielt viel Vertrautes mit, aber eben auch Neues (die Fragilität von „We Feel The End“ oder der doomig angehauchte Charakter des Titelsongs, um einige Beispiele zu nennen). Mit der Zeit greifen die Rädchen ineinander, will man der Musik den nötigen, den verdienten Freiraum zugestehen. Cult Of Luna entblättern sich auf dieser neuen Platte Schicht für Schicht mit klassischer Vehemenz und jüngerer Filigranität – zwei Faktoren, die im Zusammenspiel Gevatter Post Metal auf so vielfältige Weise beflügeln. Rausgekommen ist – wenig überraschend – ein weiterer potenzieller Klassiker mit unheimlich viel Reife und Tiefgang. Das hier zu toppen, sollte kaum möglich sein, von einer Band wie dieser aber durchaus zu erwarten.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 20.09.2019
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Website: www.cultofluna.com
Facebook: www.facebook.com/cultoflunamusic
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