Kaiser Franz Josef – III
Der rasante Aufstieg von Kaiser Franz Josef auf den Rock-Thron – das eine oder andere imperiale Wortspiel lässt sich nicht vermeiden – beeindruckt immer wieder. Zwei bärenstarke Alben, umjubelte Festival-Auftritte und Support-Gigs für einige Legenden hievten das Wiener Trio schnell in höchste Sphären. Für die neue Platte entstieg man ausnahmsweise dem eigenen Bandkeller und holte sich den legendären Produzenten Tom Dalgety (u.a. Royal Blood, Ghost, Rammstein) ins Boot. Das dritte Studioalbum heißt – recht unspektakulär – „III“ und bietet mehr von allem.
Mit vertrauter Wucht legt „Dive“ los und widmet sich einem Gefühl von… Scham? Die Art und Weise, wie der Planet durch menschgemachte Respektlosigkeit zerstört wird, geht Kaiser Franz Josef nahe, und so brodelt es im Opener von Anfang an. Frontmann Sham singt und brüllt sich den Frust von der Seele, die Riffs sind herrlich feist. Danach wird es eine Spur kurioser. „Cactus“ nimmt das Tempo raus und verwischt die Grenzen zwischen Hard Rock, Blues und Garage. Das wäre für sich noch keine Besonderheit, bis schließlich die Stimme – und eigentümliche Gitarre – von Seasick Steve ertönt. Der US-Blueser verleiht dem Track Soul und Dreck zugleich.
Was Kaiser Franz Josef mittlerweile ebenfalls prima beherrschen, sind die etwas gemächlicheren Töne. Unter den gemütlichen Tracks ragt „Slow“ gewiss heraus, nicht nur namentlich. Meterdicke Gitarrenwände, die pulsierende Rhythmusabteilung und der sonnige, zugleich fordernde Gesang schielen sogar ein klein wenig in Richtung Stoner. Das mag Neuland sein, kommt aber mindestens so gut wie das entspannt anrollende und schließlich immer intensiver werdende „Otherside“. Die Wiener docken stellenweise sogar ein wenig an Alice In Chains an, was nun wirklich nicht die schlechteste Referenz ist.
Keine allzu großen Überraschungen von Kaiser Franz Josef, dafür eine konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges: „III“ klingt noch eine Spur wuchtiger und voluminöser, kompakter und vielschichtiger. Gerade die etwas getrageneren Töne bekommen dem Trio besser denn je, flirten noch stärker mit bleierner Schwere und beleuchten die etwas andere Seite etablierter Grunge-Referenzen. In Verbindung mit den gewohnt fieberhaften Rockern bedeutet das die dritte bärenstarke Platte in Folge ohne ein Gramm Fett zu viel. Nach dieser Wuchtbrumme vermisst man die ausgefallene Festivalsaison gleich doppelt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.07.2020
Erhältlich über: Columbia Records (Sony Music)
Website: www.kfj-music.at
Facebook: www.facebook.com/kfjmusic
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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