Growth – The Smothering Arms Of Mercy

| 1. Dezember 2020 | 0 Comments
Growth

(c) Joel Adams

Seit Beginn der Corona-Pandemie mit Lockdown, Isolation, Homeoffice und deutlich verringerten Sozialkontakten stiegen die Fälle psychischer Gesundheitsprobleme global deutlich an. Die Musiker hinter Growth kennen sich als Betroffene und Allies schon lange notgedrungen mit diesen Themen aus. Ein zufälliges Treffen führte zur Gründung, sogleich wurde eine Trilogie an Alben beschlossen, die sich mit zentralen Aspekten menschlicher Existenz befasst. Auf ihrem Debüt „The Smothering Arms Of Mercy“ widmen sich die Australier den Extremen der (versuchten) Genesung nach einer psychischen Erkrankung.

Musikalisch werden Vergleiche mit Black Crown Initiate und frühen Opeth bemüht, was auch tatsächlich zutrifft. Wütendes Chaos und komplexe Harmonien, mit einem modernen Core- und sogar dezenten Math-Anstrich verfeinert, begleiten diese knapp 63 Minuten. „Something Follows“ bringt die wilde Eskalation des Trios prima auf den Punkt. Hektische, technisch anspruchsvolle Explosionen treffen auf schleppenden Groove mit beklemmenden Harmonien, der nächste Abgrund ist nicht weit. So ähnlich gestaltet sich die Erkenntnis in den Lyrics – eine unbequeme Realität, mit der man leben muss.

Überhaupt ist diese Platte an Bärbeißigkeit und filigraner Brachialgewalt stellenweise kaum zu überbieten. „Our Lady Of The Hanging Heart“ baut beispielsweise schier endlose Hackstück-Szenerien auf und zerlegt die eierlegende Wollmilchsau mit dem Fallbeil. Beinahe schwarzmetallisches Prog-Death-Geballer trifft auf kurze Momente des Innehaltens. Davon gibt es im eröffnenden „Cigarette Burns“ mehr, wenngleich in chaotischem Umfeld implementiert. Erhabene Momente – als Silberstreif am Horizont der Hoffnung dennoch unzureichend – zerlegen alles. Davon gibt es in „Gird Your Loved In Armour While Yet You Wither“ noch mehr, mehrköpfig und beißend.

Unnachgiebig prasseln die australischen Attacken herein und strapazieren das Nervenkostüm aufs Äußerste. Das passt aber prima, denn selbst wenn zwischendurch ein paar kleinere Zäsuren der Atmosphäre zuträglich gewesen wären, hat der ruppige, erbarmungslose Ansatz von Growth seinen Reiz und bringt den behandelten Themenkreis zugleich fantastisch auf den Punkt. Echte, anhaltende Atempausen gibt es bei psychischen Erkrankungen ebenfalls kaum, und so ernüchtert „The Smothering Arms Of Mercy“ auf authentische Weise. Exzellentes Songwriting und große instrumentale Kunst – den etwas schiefen, sehr selten eingesetzten Klargesang nimmt man einfach mit – machen Lust auf eine baldige Fortsetzung dieser ambitionierten Trilogie.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 04.12.2020
Erhältlich über: Wild Thing Records

Website: www.growthnoise.com
Facebook: www.facebook.com/growthnoise

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Category: Magazin, Reviews

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