Iotunn – Access All Worlds
Der Weg von Iotunn war lang, steinig und von diversen Wirren geprägt. Bereits vor über zehn Jahren reiften Ideen für eine Space-Rock-Band, die im Laufe der Zeit ein Metal-Fundament erhielt und sich schließlich in proggige Extreme-Gefilde bewegte. Nach einer ersten EP 2016 folgten zahlreiche Konzerte und Besetzungswechsel, bis mit Jón Aldará von Hamferð endlich die perfekte Stimme gefunden war. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten und momentan etatmäßig langer Wartezeit landet nun endlich das spannende Debütalbum „Access All Worlds“.
Über eine Stunde hinweg bauen Iotunn ein spannendes Konzeptwerk über Raumfahrer auf, die der Apokalypse auf den Grund gehen wollen. Die epische Geschichte passt zur ähnlich epischen Musik, und „Voyage Of The Gargney I“ eröffnet die Platte spektakulär. Aldará zeigt sich in Hochform mit gutturalen Growls und leidenschaftlichem Klargesang, der seit Jahren seinen doomigen Hauptschauplatz veredelt. Rundherum werden unter anderem Erinnerungen an Borknagar wach, wenn sich das Death-Metal-Fundament wiederholt selbst durch den Prog-Fleischwolf dreht und am Höhepunkt ergreifende Melodien sowie himmlische Momente purer Schönheit freilegt.
Neben ein paar wenigen, vergleichsweise kurzen Tracks – darunter das über weite Strecken semi-balladeske „The Weaver System“, das erst spät und doch so intensiv abhebt – punkten die Dänen vor allem in der brutalen Überlänge. Genau das gelingt „Waves Below“ vielleicht am besten, denn die Art und Weise, wie sich der Track wiederholt häutet, bewegt. Iotunn schrauben den Härtegrad insgesamt ein wenig zurück (wenngleich der Mittelteil alles niedermäht) und bauen stattdessen komplexe Spannungsbögen mit ätherischer Auflösung auf. Das abschließende „Safe Across The Endless Night“ nähert sich sogar der 14-Minuten-Marke, tritt stellenweise als Hackschnitzelfabrik in bester Black Crown Initiate-Manier auf und findet am Höhepunkt abermals packende Momente eingängiger Brillanz.
Nicht einfach, aber einfach schön: Iotunn haben mit ihrer breiten, komplexen Aufstellung durchaus zu kämpfen. Ein derart epischer, überlanger und schwieriger Einstand ringt Respekt ab, braucht aber eine ganze Weile, um sich wirklich entsprechend zu entfalten. So erdrückt „Access All Worlds“ bei den ersten Durchläufen förmlich und wirft gleich mehrfach ab. Gewisse Parallelen zu etablierten Größen, wie eben Borknagar oder auch Disillusion, machen die Angelegenheit nicht leichter. Die packende Art, echte Spannungsbögen zu konstruieren, gepaart mit Jón Aldarás gewohnt begeisternder Gesangsleistung, belohnt den Mut redlich. Iotunn überwältigen ein wenig, haben aber durchaus das Zeug sich im Prog-Death-Feld zu etablieren. Die epischen Nordlichter faszinieren immer wieder aufs Neue.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.02.2021
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)
Facebook: www.facebook.com/iotunn
Letzte Kommentare