Los Disidentes Del Sucio Motel – Polaris
Der stete Wandel ist ein zentrales Elemente von Los Disidentes Del Sucio Motel. Kein Album der Franzosen klingt wie das nächste, dem Stoner- und Fuzz-Mix ist das Quintett längst entflohen und bricht seinen Sound konsequent auf. Nach fünf Jahren ist die Band zurück und klingt dabei proggiger denn je, was im Vorfeld Vergleiche mit jüngeren Baroness-Platten und sogar Pink Floyd einbrachte. Ob das gerechtfertigt ist? „Polaris“ bietet ein zögerndes Ja an.
Was dabei nicht unerwähnt bleiben sollte: Dieser frische Ansatz klingt zuweilen hitverdächtig, wie „Blood-Planet Child“ zeigt. Der Auftakt wirkt noch etwas düster und schleppend, doch mit der Zeit setzt bekömmliche Schwere ein, begleitet von klarem Gesang mit heller und doch kantiger Schlagseite. Dicke Riffs, viel Gefühl im dramatischen und doch intensiven Refrain, dazu ein verspielter Wurmfortsatz am Ende – neben besagten Baroness tauchen auch weniger verquere Periphery als mögliche Referenz auf. Dieser kurzweilige, in den richtigen Momenten überaus anspruchsvolle Mix begleitet auch die packenden Fanfaren von „The Key“ mit ihrer metallischen Sinnsuche.
„Alpha Ursae Minoris“ ist der zweite Übersong dieser Platte. Was mit recht klassischem Donnerhall noch übersichtlich beginnt, entwickelt schnell eine gewisse Eigendynamik und ruft im Chorus schließlich Neo-Prog-Perfektion ab, nach der Leprous seit geraumer Zeit suchen. Zwischendurch wechseln sich peitschende Wut und beinahe spacige Klangflächen ab. Für das epische „Horizon“ rufen Los Disidentes Del Sucio Motel schließlich ihr komplettes Skillset ab, wobei der von dynamischen Drumrolls und interstellarer Intensität begleitete Hauptteil neue Sphären erreicht. Zum Schluss schält sich eine himmlische Hymne aus dem Dickicht und umarmt alles.
Die Evolution setzt sich fort und treibt neue Blüten. An der Perfektion feilen Los Disidentes Del Sucio Motel noch, doch ihr aktueller Ansatz hat auch so schon einiges zu bieten. „Polaris“ entpuppt sich als kurzweiliger Beitrag zur jüngeren Prog-Schule zwischen Haken, Muse und Ebonivory, bleibt bei allen vertrauten Querverweisen dennoch stets sein ureigenes, angenehm eigentümliches Biest. Zwischen getriebenenen Hits und hymnischer Komplexität nehmen die Franzosen auf eine faszinierende, nicht immer ganz einfache Reise mit, die dennoch stets ihr Ziel zwischen großartigen Melodien und der nötigen Portion Wahnsinn findet. Diese Richtung will unbedingt weiterverfolgt werden.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.04.2021
Erhältlich über: Klonosphere Records
Facebook: www.facebook.com/LDDSM
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