Årabrot – Norwegian Gothic

| 7. April 2021 | 0 Comments
Årabrot

(c) Årabrot

Kjetil Nernes lässt sich nicht aus der Bahn bringen, nicht einmal von Kehlkopfkrebs. Årabrot überstanden sämtliche Widrigkeiten, so wie auch der Kopf der Band, der inzwischen mit der famosen Karin Park eine fixe zweite Stimme an seiner Seite weiß. 20 Jahre nach der Bandgründung, damals noch als noisiges Trio, dominiert weiterhin blanker Wahnsinn das Geschehen. Für Nernes fasst das neue Studioalbum „Norwegian Gothic“ zugleich die letzten zehn Årabrot-Jahre musikalisch zusammen und gibt einen Ausblick darauf, was die Zukunft bringen könnte.

Aber wie klingen Årabrot eigentlich im Jahr 2021? Verrückter, vielfältiger und zugleich packender denn je, möchte man sagen. Gleich mehrere offenkundige Hits säumen die Platte, darunter das treibende „(This Is) The Night“, ein harter Rocker mit deutlichen Post-Punk-Einflüssen und einem aggressiven Nernes, dessen Stimme gerne mal in hohe Register wechselt. Hingegen breitet „The Lie“ martialische Grave Pleasures-Schwingen aus und ziehen sukzessive einen süßlichen Abgrund hinab. Karin Park avanciert zum Star des Songs. Agiert sie zunächst vornehmlich als Back-up, arbeitet sie sich in der zweiten Hälfte nach vorne und strahlt unbequeme Bedrohlichkeit aus.

In „Hallucinational“ gehört das weite Feld ihr allein. Minimalistische Arrangierung zwischen Elektronik, Avantgarde und ein wenig Western-Noise trifft auf Parks Charakterstimme – eine von vielen Sollbruchstellen auf dieser Platte und zugleich richtig stark. Ähnliches serviert das überlange „The Moon Is Dead“, über gut sieben Minuten konstant im Vorhof der Hölle mäandernd und von einem mitreißenden Saxofon begleitet. Das herrlich kauzige „Hailstones For Rain“ bringt hingegen alles zusammen. Ist das schon Jazz-Rock oder einfach nur faszinierend durchgeknallt? Das düstere Performance-Piece „Hounds Of Heaven“ zerlegt hingegen etwaige Post-Punk-Erwartungen mit wachsender Begeisterung, während „The Rule Of Silence“ kalte Schauer über den Rücken jagt.

Der pure Wahnsinn dieses Duos treibt gewohnt kuriose Blüten und klang doch selten so packend wie jetzt. Ist „Norwegian Gothic“ wirklich das ultimative Årabrot-Album, wie es im Vorfeld hieß? Darüber ließe sich gewiss vorzüglich streiten, doch spricht die Qualität dieses überlangen Nackenschlags für sich. Diese wahnwitzige Platte pendelt stets zwischen Genie und Wahn…witz, reiht finstere Hits nebst beklemmende Art-Rock-Avantgarde und sucht nach dem Sinn irdischer Existenz – was auch sonst? Årabrot klangen auf Albumlänge selten so unterhaltsam und verwirren dennoch weiterhin mit wachsender Begeisterung. Das Beste beider Welten entwickelt sich zum dynamischen Volltreffer.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.04.2021
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.arabrot.com
Facebook: www.facebook.com/ARABROT

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Category: Magazin, Reviews

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