Throat – Smile Less
Das sperrige Maximum schienen Throat bereits auf ihrem letzten Album ausgereizt zu haben. Also gehen die Finnen einfach andere Wege und reichern ihren 90s-Noise-Rock um eine stets präsente Düsternis an, die nicht selten mit Post-Punk-Klängen kokettiert. Ein Lächeln, so die wunderbar schrullige Erklärung, kann ansteckend sein, und Ansteckungen kann momentan niemand gebrauchen. Also nennt das Quartett seinen neuesten Streich einfach „Smile Less“.
Im ominösen „Grounding“ finden die alten und neuen Klangwelten gut zusammen. Der nasale, betont gruftige Gesang dockt fast schon an Danzig an, die gemächliche Midtempo-Schwere wirkt mit der Zeit erdrückend und der reduzierte, verschroben noisige Ausbruch zum Schluss rundet das Geschehen gut ab. „Vanilla Cuts“ macht es fast noch besser als steter Unruheherd mit punkiger Getriebenheit, finsterer Abgründigkeit und dem steten Gefühl einer unbequemen, nicht näher benannten Präsenz, die für kalte Schauer sorgt. Mit schlichten Mitteln und Kratzbürstigkeit gelingt ein Volltreffer.
Der Hang zu kaputten Klangcollagen bleibt erhalten. Hätte „Home Is Where Your Hurt Is“ wirklich die Acht-Minuten-Marke knacken müssen? Eigentlich nicht, und doch verstecken sich packende Ideen in diesem Dickicht, das sogar ein wenig Industrial aufs Tableau bringt. Der Abgang von „Hospice“ hätte ebenfalls etwas knapper ausfallen können, der Abgang ein paar Loops weniger vertragen. In der ersten Songhälfte entdecken Throat hingegen den Klargesang für sich und flirten sogar mit Proto-Gothic-Rock auf packende Weise. Wer jetzt vielleicht den abgedrehten Noise-Sound der letzten Platten vermisst: „Deadpan“ steht sich selbst auf ulkige Weise im Weg, was Unterhaltungswert hat. Gerade der schrille Hauptteil brennt sich ein.
Finetuning funktioniert: Throat ändern den Kurs leicht, ohne alles über Bord zu werfen, und machen damit so ziemlich alles richtig. Das Noise-Korsett bleibt erhalten, ebenso das Faible für kaputte Loops und beinahe avantgardistische Einschübe, doch strafft die neue Düsternis den 90s-Alternative-Ansatz auf gekonnte Weise. „Smile Less“ orientiert sich mit seinen Post-Punk- und Düster-Rock-Ideen noch weiter zurück, eine Art imaginärer Kreis schließt. Wie dieser Plan aufgeht, lässt sich auch nicht so wirklich sagen, die Finnen legen allerdings ihr bislang bestes Album vor.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.05.2021
Erhältlich über: Svart Records (Membran)
Website: www.ihatethroat.com
Facebook: www.facebook.com/ihatethroat
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