Blessings – Biskopskniven

| 18. Mai 2021 | 0 Comments
Blessings

(c) Blessings

Vor neun Jahren veröffentlichten Blessings einen sperrigen Nackenschlag von einem Album und verschwanden dann wieder, so wirkte es zumindest. Tatsächlich lieferten die Schweden bereits 2019 Nachschub in einer streng limitierten Auflage, der nun ein zweites Leben erhält. Mit einer neuen Plattenfirma im Rücken, zwei Bonussongs und gefühlt noch mehr Chaos startet „Biskopskniven“ ein zweites Mal durch. Der Sound bleibt sperrig und unbequem.

Crust, Punk, Hardcore, Math und Noise geben sich die Klinke in die Hand. „Iron Heel“, einer der beiden ganz neuen Tracks, bedient vor allem letztere Schiene, wirkt düster und bedrohlich, stets dem kompletten Kollaps nah, und doch im zweiten Gang verharrend. Vokale Akrobatik verbindet angepissten Gesang mit Weltschmerz. Auf diesen ominösen Exkurs kann nur das kantige „Old Bones“ folgen, dessen akustisches Zwischenspiel auf die falsche Fährte führt. Blessings instrumentalisieren unbequeme Post-Hardcore-Mentalität mit hörbar wachsender Begeisterung. Die Zäsuren verleihen dem Exkurs eine unberechenbare Note.

Eine solche trägt der Opener „The Hound“ ebenso in sich. Noise- und sogar Indie-Elemente setzen knapp drei Minuten lang auf Aufbruchsstimmung und schlagen im richtigen Moment mit verkrusteten Dreckpranken um sich. „A Belly Full Of Stone“ spielt mit den Stellschrauben, holt etwas Converge und sogar Zao ins Boot, bevor das Kartenhaus durch einen Fleischwolf gedreht wird. Die unwahrscheinlich lauten, schrillen Squeals rauben den letzten Nerv. Und dann packt „Allting Är Jättebra“ aus dem Nirgendwo Harmonien in Schräglage aus und zittert nervös, bevor „Black Vestals“ sogar mit etwas Post Rock liebäugelt nach einer leicht chaotischen ersten Halbzeit. Muss man auch erst einmal bringen.

Es gibt schräge Platten, es gibt sehr schräge Platten und es gibt „Biskopskniven“. Jede einzelne Sekunde ist von großer Unsicherheit begleitet, schließlich lässt sich nie eindeutig sagen, ob gleich ein kaputter Absturz, unbequeme Sinnsuche oder ein Hauch von Eingängkeit folgt. Der Clou: Blessings scheinen von der ungehobelten Wucht ihres Sounds selbst überrascht zu sein, so spontan und wechselhaft gibt sich ihr zweites Album. Der stete Angriff auf alle Sinne torpediert das innere Gleichgewicht mit Gusto und punktet durch unberechenbare Bosheit – spannende Sache, nervöse Zuckungen inklusive.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.05.2021
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/Blessingsgbg

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Category: Magazin, Reviews

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