Red Fang – Arrows
Red Fang ist eine dieser Bands, die sich gefühlt schon immer auf dem Sprung befindet, und es doch nicht so ganz schafft. Tatsächlich hat das geniale letzte Album „Only Ghosts“ bereits knapp fünf Jahre auf dem Buckel. Das Quartett aus Portland rastete sich allerdings keinesfalls aus und bemühte sich um Änderungen im kleinen. „Arrows“ klingt eine deutliche Spur dreckiger und schlammiger, kehrt zeitweise zu den ruppigen Wurzeln zurück und rückt die typischen Stoner-Sludge-Hooks in den Hintergrund.
Bereits das mehr oder minder eröffnende „Unreal Estate“ zelebriert diesen neuen Schritt. Der Sound sumpft etwas, erinnert an große NOLA-Bands, dazu kommt ein Mix aus kehliger Bosheit und wütenden, dennoch eingängigen Riffs. Direkt im Anschluss öffnet sich der Titelsong „Arrows“ und lässt hymnische, treibende Momente zu. Man traumwandelt wieder an der Grenze zwischen Stoner Rock und Sludge Metal, darunter verbirgt sich ein manisches Fundament. Das kurze, ruppige „My Disaster“ erinnert im Eilzugstempo sogar an die abgedrehten Anfänge von Red Fang und nimmt eine kräftige Portion Hardcore Punk mit.
Damit ist der Reigen an Überraschungen aber noch lange nicht vorbei. An anderer Stelle zaubert „Why“ mit getragenem Tempo, treibender Ruhe und psychedelischen Untertönen aus dem Ärmel. Der obligatorische Mastodon-Vergleich drängt sich auf, wenngleich man sich eher an deren jüngere Platten erinnert fühlt. „Fonzi Scheme“ erreicht bereits durch seinen genialen Titel ein eigenes Level, die Mischung aus mehrstimmigen Harmonien und kehliger Intensität bleibt dennoch hängen. Wieder ein paar Türen weiter öffnet sich „Dr. Owl“ komplexen Welten mit ungewohntem Rhythmus und schneidenden, zerschossenen Gitarren. Das muss man erst einmal sacken lassen.
Ist „Arrows“ die bislang wildeste, vielfältigste Red Fang-Platte? Das könnte gut sein, denn die US-Band zeigt sich so abgedreht, filigran und bratend wie noch nie. Natürlich geht der Sound als großer Aufreger durch, geht in eine unerwartete Richtung und kehrt die ruppige Seite der Anfangstage hervor. In Verbindung mit Anti-Harmonien und psychedelischen Überraschungen, die durchaus in proggige Stoner-Sludge-Großtaten umschlagen könnten, macht sich Aufbruchsstimmung breit. „Arrows“ kommt zwar nicht ganz an die Genialität des Vorgängers heran, begeistert und fasziniert dennoch von vorne bis hinten. Bloß angenehm anders.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.06.2021
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)
Website: www.redfang.net
Facebook: www.facebook.com/redfangband
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