Suncraft – Flat Earth Rider
Gier, Entfremdung, Einsamkeit und Spiritualität als Eckpfeiler einer Abhandlung über die Irrwege des Lebens an sich: Für ein rifflastiges Album haben sich Suncraft ganz schön starken Tobak ausgesucht. Die Norweger verstehen sich auf Hard Rock mit deutlicher Stoner-Färbung, der schon mal doomige und spacige Blüten treibt. Komplett live aufgenommen und nur minimal nachbearbeitet, steht nun das Debütalbum „Flat Earth Rider“ in den Startlöchern.
Besagte Irrwege werden im Zewifesfall gerne überzeichnet. Der eröffnende Titelsong widmet sich der Wahrheits- und Bedeutungssuche eines imaginären Flat-Earthers. Knackige Stoner-Gitarren, spürbare 70s-Hard-Rock-Einflüsse und sogar vereinzelte Blastbeats bringen das Gebälk zum Erzittern. Gewisse Thin Lizzy-Querverweise lassen sich nicht von der Hand weisen, stören keinesfalls. Hier knüpft „Space Buddha“ nahtlos an und entschlackt schließlich mit lässigem Vibe und dickem Refrain, dessen schiere Wucht und Explosivität im besten Sinne an die Substanz gehen. Das schrille Gitarrensolo fällt mit der Tür ins Haus.
Am anderen Ende dieser Platte lauert eine echte Monstrosität. „Bridges To Nowhere“ bringt mehr als zehn Minuten auf die Waage und reizt den Sound der Nordlichter komplett aus. Das beginnt bereits beim ellenlangen Aufbau, aus dem sich mit Verzögerung ein feines Riff schält. Proggig-spacige Strophen machen Platz für eine plötzliche Explosion. Schwermetallische Blasts kollidieren mit dynamischer Stoner-Wucht. Wiederholt reißen Suncraft eigens errichtete Mauern mit brachialen Wutausbrüchen und Zwischensprints ein, und finden doch immer wieder zurück zum druckvollen Leitmotiv. Immer neue Wendungen und Variationen einer auf den ersten Blick einfachen Grundidee lassen den Song erst recht durch die Decke gehen.
Ob mit dem Kopf durch die Wand oder mit der feinen Klinge zum Überflieger, Suncraft sind stets für packende Momente zu haben. „Flat Earth Rider“ ist eine mehr als gelungene Feuerprobe, die sich wiederholt entlädt. Rifflastige, dynamische Arrangements treffen auf ein hörbares Faible für die großen Rockbands der 70er und, mit Abstrichen, der 80er. Doch auch für Metallisches und Brachiales bleibt Platz, von ausladenden Klangflächen abgesehen. Im weitesten Sinne klingen Suncraft, als täten sich Kvelertak und Wild Throne für einen Stoner-Space-Marathon zusammen – sehr feine Angelegenheit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 06.08.2021
Erhältlich über: All Good Clean Records
Facebook: www.facebook.com/Suncraftband
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