Bummer – Dead Horse
Der Mittlere Westen der Vereinigten Staaten ist nicht gerade eine übermäßig bezaubernde Gegend, finden Bummer. Das Trio aus Kansas City trägt die Enttäuschung bereits im Namen, bemüht sich aber dennoch darum, schwere inhaltliche Kost in kurzweilige Musik zu kleiden. Was einst als betont sperriger Noise Rock begann, erhielt in den letzten Jahren immer mehr Feinschliff und Fokus, mittlerweile tiefer denn je in kernigen, wütenden Sludge-Gefilden verhaftet. Nach einer 7″ mit The Body ist „Dead Horse“ das erste Album für das neue Label Thrill Jockey.
Alleine schon die Tracklist entpuppt sich als Fest. „I Want To Punch Bruce Springsteen In The Dick“ ist ein grandioser Songtitel und befasst sich mit der Umweltzerstörung in der Heimat der Band durch landwirtschaftliche Bodenerschöpfung und Überproduktion. Zäh marschierender, wild zuckender Noise-Sludge mit aggressiven, gutturalen Screams bohrt sich in die Untiefen der Seele. Für „Donkey Punch“ holt man sich Matt King von Portrayal Of Guilt ins Boot und lässt einen auf den ersten Blick geradlinigen Track so richtig eskalieren. Die chaotischen letzten 30 Sekunden mit ihren Squeals gehen unter die Haut.
„Quadruple ZZ Top“ setzt sich, angelehnt an ein Zitat von Franklin D. Roosevelt, mit der Zerstörung des Dust Bowl auseinander und kanalisiert rasende Wut in einen zermürbenden, schäumenden Stomper. Das eröffnende „JFK Speedwagon“ dreht hingegen komplett am Rad, schlägt die Brücke zu chaotischem Hardcore mit Math-Einschlag und lässt Sean Ingram von Coalesce für kurze Momente angedeuteter Erleuchtung anrücken. „Barn Burner (You Boys Quit Whippin‘ Those Whips)“ zelebriert hingegen Stakkato-Attacken in Reinkultur, von Desillusionierung über die eigene Heimat angetrieben. Das ominöse „False Floor“ zieht hingegen in ein endloses Loch hinab, in dem „Magic Cruel Bus“ mit überraschen rockigen Riffs ausflippt.
Eine knappe halbe Stunde ruppiger, schroffer Wahnsinn ohne Filter: „Dead Horse“ ist ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Album, das mit wachsender Begeisterung überfordert. Nahezu stetig operieren Bummer am Anschlag mit ihrem wütenden, eskalierenden Sound, hinter dem sich unheimlich viel Inhalt befindet. Das Trio zeigt sich angefressen und verzweifelt mit ihrer Heimat, hat aber keinesfalls vor, einfach nur die Klappe zu halten. Herausgekommen ist ein packendes, unbequemes Werk, das trotz aller Anti-Energie hängen bleibt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 01.10.2021
Erhältlich über: Thrill Jockey Records (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/BummerKC
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