Swallow The Sun – Moonflowers

| 18. November 2021 | 0 Comments
Swallow The Sun

(c) Jussi Ratilainen

Juha Raivio empfindet tiefen Hass für das neue Album seiner Band Swallow The Sun. Diese Aussage des Gitarristen, Songwriters und Gründervaters lässt zunächst einmal aufhorchen. Raivio ließ sich an schmerzhafte Orte entführen, wagte sich emotional noch weiter hinaus und legte tiefe Wunden offen, auf die er nicht näher eingehen möchte. Und doch schätzt, liebt er die Ehrlichkeit von „Moonflowers“, das mittlerweile achte Studioalbum der finnischen Death-Doom-Veteranen. Das hört sich zumindest ominös an.

Nach dem offenkundigen Abgang von Jaani Peuhu nur noch zu fünft unterwegs, folgte eine kleine Kurskorrektur. Im Vergleich zu „When A Shadow Is Forced Into Light“ weicht der sehr ruhige, minimalistische Ansatz mehr Doom-Vielfalt und mehr Härte, die an frühere Werke erinnert. Das zeigt sich bereits im eröffnenden Quasi-Titelsong „Moonflowers Bloom In Misery“, dessen nahezu idyllischer Auftakt täuscht. Reduzierte Gitarren und Klargesang weichen zwischenzeitlich gutturaler Aggression und durch Streicher gestreckte Heavyness. In der zweiten Songhälfte schwillt der Track förmlich an, findet zu seinem (über-)natürlichen Crescendo und zieht sich langsam wieder zurück.

Und doch wollen sich Swallow The Sun nicht so ganz von der Beklemmung lösen. In „All Hallows‘ Grieve“ wird Cammie Gilbert von Oceans Of Slumber zur Duett-Partnerin für eine Art Doom-Ballade, die erstaunliche emotionale Höhen erreicht und durchaus auch auf dem Vorgänger prima funktioniert hätte. Ähnliches deutet „Woven Into Sorrow“ an, verharrt minutenlang in aufwühlender Nachdenklichkeit, nur um kurz vor Schluss mit aller Urgewalt zu explodieren. Im abschließenden „The House Has No Name“ überraschen die Finnen hingegen mit ungeahnter Brutalität und wagen kurze Ausflüge in Richtung (Post-)Black Metal. Gemeinsam mit Antti Hyyrynen von Stam1na entsteht ein unwahrscheinliches Gefälle zwischen beißender, geifernder Wut und introvertierter Schönheit.

An die letzten Platten kann „Moonflowers“ nicht so ganz heranreichen, was letztlich kaum ins Gewicht fällt. Mutige Experimente und Formbrüche verlagern sich dieses Mal an den Rand – vor allem im teils brachialen Rausschmeißer sowie im instrumentalen Bonus-Teil, der das gesamte Album vom klassischen Trio NOX interpretieren lässt. Ausnahmsweise wagen Swallow The Sun einen kleinen Schritt zurück und besinnen sich auf ihre Stärken. Auch das gelingt ihnen wunderbar mit gekonnt gesetzten Stilbrüchen und erstaunlicher Dynamik, die mehr denn je wieder in Richtung Death-Doom findet. Auch nach über zwei Jahrzehnten im Geschäft bleiben die Finnen eine packende, stets willkommene Größe.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/swallowthesun

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Category: Magazin, Reviews

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