Heiress – Distant Fires

| 27. Dezember 2021 | 0 Comments
Heiress

(c) Scott Evans

Die Welt ist im Arsch und Heiress liefern den Soundtrack dazu. Ihren Albumtitel hatten sie bereits vor geraumer Zeit, noch bevor Desinformationen und gesellschaftliche Risse derart durch die Decke gingen. Zudem sind die US-Amerikaner inzwischen nur noch zu viert und lassen ihre doppelten Lead-Attacken hinter sich, um das desolate Auftreten ihrer Sludge- und Post-Hardcore-Melange entsprechend zu betonen. „Distant Fires“ ist in jeder Hinsicht ein bedrückender, wichtiger Monolith.

Ursprünglich als eine Art persönliches Ansuchen nach vernünftiger Führung, nach Orientierungshilfe angedacht, tragen die acht Tracks nun eben deutlich globalere Untertöne in sich. Die schiere Wucht, mit der das eröffnende „All Ends“ losstampft, ringt Fassungslosigkeit ab. Heiress klingen spürbar schroffer und reduzierter, die wütenden Screams und Growls gehen doppelt unter die Haut. In aller gemächlicher Schwerfälligkeit entlädt sich der Track mit manischer Energie, bemüht endlose Schleifen, wird immer giftiger. Gerade das kurze, präzise Keifen torpediert sämtliche Sinne mit wachsender Begeisterung.

In der Überlänge liegt die Kraft, scheint die Band zu befinden, und steigt mit „Beyond Devotions“ in nahezu doomige Gefilde hinab. Die ominösen Gitarren, die donnernden Drums, die greifbare Intensität – das funktioniert prima. Von einer angezogenen Handbremse kann man bestenfalls im Tempo sprechen, denn der Dauerdruck, den beispielsweise ein „Unsettler“ ausstrahlt, ist ganz großes Kino. Jeder Hit mit dem Drumstick ist ein Nackenschlag, jeder Anschlag des Tieftöners ein gutturales Happening. Dann deuten Heiress für wenige Sekunden einen Hoffnungsschimmer an … der selbstverständlich in sich zusammensackt. Das hat Methode.

„Distant Fires“ ist ein Monolith der Boshaftigkeit, ein Mahnmal an eine Gesellschaft, die sich selbst zerstört, die Fakten für verhandelbar hält, das Klima als Lüge betrachtet. Heiress suchen selbst nach Antworten, scheinen dabei aber tiefer und tiefer in den Abyss, in den Abgrund des eigenen Seelenlebens zu rauschen. Dieses neue Album, dieser erste Dampfhammer seit fünf Jahren, landet einen gewaltigen Volltreffer mit einer gelungenen Kurskorrektur und erdrückender Stilsicherheit.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.12.2021
Erhältlich über: Satanik Royalty Records

Facebook: www.facebook.com/Heiressy

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Category: Magazin, Reviews

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