Funeral – Praesentialis In Aeternum
Winterschlaf wieder vorbei: Funeral kehren neun Jahre nach „Oratorium“ mit einer neuen Platte zurück. 2012 gab sich ihr Doom-Batzen monumental, erschütternd, in jeder Hinsicht aufwühlend. Genau das soll nun ebenfalls der Fall sein – erstmals mit einer fix integrierten Violine, mit Texten komplett in norwegischer Sprache und einem externen Schreiber (einem Psychologen und Freund von Mastermind Anders Eek) für durchschlagende Strahlkraft auch auf lyrischer Ebene. Tatsächlich schwingt sich „Praesentialis In Aeternum“ zu alten, neuen Höhen auf.
Herzstück ist gewiss der Zweiteiler „Erindring“, um den herum Funeral ihre monumentalen Monolithen schneidern. Im ersten Part „Hovmod“ scheinen alle Trademarks durch. Der ellenlange Aufbau, Sindre Nedlands einfühlsame und doch so ausdrucksstarke Stimme, die bleierne Schwere in jedem Riff, epische Melodik und erhabene Nackenschläge … gerade die symphonische Dimension sorgt für neue Aha-Momente außerordentlicher Art. In zweiten Abschnitt „Fall“ tauchen diese sogar noch klarer auf, sorgen sogar für stimmlichen Zuwachs und spielen deutlicher denn je mit Elementen klassischer Musik. Für Funeral ist das fast schon eine revolutionäre Entwicklung.
Überhaupt gestaltet sich die neue Platte von vorne bis hinten abermals zum Siegeszug. „Ånd“ beginnt mit klassischer Instrumentierung, dann wird es wuchtig und zerstörerisch, wenn wütende Growls und düstere Symphonien das Gebälk erzittern lassen. In Verbindung mit verspieltem Klargesang entstehen bewegende Aha-Momente magischer Schönheit, die immer wieder zerbellt werden. Hingegen scheint „Oppvåkning“ gegen das Firmament anzusingen, legt sich mit höheren Mächten an und liefert zugleich die eigene Totenmesse. Der butterweiche, balladeske Abgang mit Samt in der Stimme nimmt cineastische Dimensionen an.
Und so erreichen Funeral abermals ein neues Levels der Bedrückung mit Doom-Monolithen, die diesen Namen tatsächlich mehr als verdienen. „Praesentialis In Aeternum“ rechtfertigt jegliche Wartezeit mit sechs begeisternden Songs und einer Band, die selten so stark klang. Beinahe möchte man sie ‚gut aufgelegt‘ nennen, doch wäre dies wohl nicht so das Gelbe vom Ei. Über Vinyl und Download verteilt, warten sogar noch vier weitere Bonus-Tracks, darunter ein Prolog zu „Erindring“ sowie ein Epilog zu „Ånd“. Da lohnt sich die Sammelleidenschaft doppelt und dreifach. Funeral bleiben jedenfalls die unangefochtenen Meister ihres Fachs.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 10.12.2021
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/funeralnorway
Letzte Kommentare