E-L-R – Vexier

| 8. März 2022 | 0 Comments
E-L-R

(c) Ramon Lehmann

Doom als Basis für nahezu meditative Momente, dieses ungewöhnliche wie hochgradig spannende Rezept verfolgen aktuell E-L-R. Das Schweizer Trio ist im Doomgaze beheimatet, eine Mischung aus – nun ja – Doom Metal und Shoegaze. Angereichert mit Post Metal, Ambient und sogar einem Hauch Post Black Metal erzeugen sie kuriose, bedrohliche und zugleich heimelige Klanglandschaften, die ihnen unter anderem gemeinsame Auftritte mit Amenra und Dark Buddha Rising einbrachten. „Vexier“ ist ihr zweites Album.

Wie E-L-R operieren, zeigt sich von der ersten Sekunde an. „Opiate The Sun“ eröffnet die Platte monumental und doch so reduziert. Das konsequente, letztlich understatete Hinarbeiten auf die erste große Explosion bewegt sich minutenlang in nahezu ambienthafter Statik, nimmt erst spät seine druckvollen Gitarrenwände hinzu und bemüht nahezu martialische Wände, der kompletten Erschöpfung sämtlicher Sinne nah. Und doch bleibt das Tempo gedrosselt, wirken die Vocals ätherisch, wandeln zwischen den Welten und verbinden – stellenweise synthetisch angehauchten – Schönklang mit bleierner, metallischer Schwere. Dieses vermeintlich einfache, clever ausgearbeitete Konzept geht vollends auf.

In den vier weiteren Kapiteln bemüht sich das Trio um clevere Variationen, wobei kaum eine so gut gelingt wie „Fleurs Of Decay“. Von der ersten Sekunde an ist Feuer am Dach, bauen sich druckvolle Wände mit hohem Schwefelgehalt auf, lassen die Gitarren Blackened-Doom-Energie erkennen, die im letzten Drittel sogar zu höherer Geschwindigkeit führt. Viel charakteristischer ist jedoch, was davor passiert: der ellenlange, ungemein präzise Aufbau, der abermals verzaubernde Gesang (im Grunde wie ein weiteres Instrument tief ins Arrangement eingebettet), die Schwere der menschlichen Existenz, die sich stetig verändert und doch gefühlt immer gleich bleibt.

Doch liegt letztlich genau in diesem Widerspruch der große Reiz von „Vexier“ – eine statische Platte, die sich trotzdem stets in Bewegung befindet. Selbst in aller ermattender Langsamkeit bleibt nervöse, brodelnde Energie spürbar, die konsequente Suche nach Auflösung, nach Sinn, nach Hoffnung, nach Erkenntnis. E-L-R geht damit jedoch sparsam um, fühlen sich im Vorhof der existenziellen Hölle hörbar wohl. Ihr Doomgaze wächst mit seinen Aufgaben, zugleich schillernder und zerstörerischer, vielleicht gerade deswegen so bärenstark. Dieses Happening will unbedingt verkostet werden.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.03.2022
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)

Website: www.e-l-r.band
Facebook: www.facebook.com/elrhaze

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Category: Magazin, Reviews

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