Famyne – II: The Ground Below

| 11. Mai 2022 | 0 Comments
Famyne

(c) Bernard Lis

Es ist eine vollmundige, aber alles andere als falsche Ankündigung: Famyne zerren Gevatter Doom ins 21. Jahrhundert. Zwar kennt das schwermütige Genre zahlreiche Variationen, vor allem in Sludge-Gefilden, doch zeichnet sich der klassische Sound durch Stagnation aus. Das wollen die fünf Briten nun ändern und reichern die Ursuppe zwischen Rock und Metal mit proggigen Klängen an – nur so, damit sich etwas bewegen kann. „II: The Ground Below“ gelingt das erstaunlich gut.

Die dicken Gitarrenwände des eröffnenden „Defeated“ machen deutlich: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Famyne kramen allerlei klassische Doom-Riffs hervor, bemühen sich jedoch um moderne Produktion und komplexe Untertöne. In diesem Fall kommt ein vertrackter, verspielter Mittelteil zum Einsatz, der nach Erleuchtung sucht und dabei in Prog-Psych-Untiefen tappt – klingt komisch, klappt aber prima. Der archetypische Doom-Rock-Part macht ebenso Laune, nicht zuletzt angesichts Tom Vanes großartiger Stimme, die sich für majestätische Hymnen geradezu anbietet.

Überhaupt liegt den Briten die etatmäßige Epik des Genres scheinbar im Blut. Wie sich das ellenlange „A Submarine“ aufbäumt – behutsam, gemächlich, dafür doppelt und dreifach packend – ringt ordentlich Respekt ab. Immer stärker schwillt das Arrangement an, holt Post-Rock-artige Konzepte in den Doom-Mikrokosmos, ohne diesen zu verlassen. Es ist ein schlichter und doch so genialer Kunstgriff. Im Gegensatz dazu geht „The Ai“ einfach nur nach vorne, kompromisslos und kompakt. Vier Minuten lang spielen Famyne ihre geballte Heavyness mit wachsender Begeisterung aus, die Nackenwirbel krachen im Takt mit.

Schlichte Mittel und clevere, geschickt eingeflochtene Variationen schaffen neue Klangwelten – es kann manchmal tatsächlich so einfach sein. Famyne brauchen keine musikalische Revolution, sie bemühen stattdessen etwas andere Ansätze und suchen alternative Wege zu vertrauten Zielen. „II: The Ground Below“ ist ein Doom-Album durch und durch, massiv, majestätisch, hymnisch und episch zugleich. Kurzweilige Psych- und Prog-Ausflüge halten die Platte auf unerwartete und doch so unterhaltsame Weise zusammen. Ob das zukunftsweisend ist, sei dahingestellt, verdammt unterhaltsam und mitreißend ist der Zweitling der Briten aber allemal.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 13.05.2022
Erhältlich über: Svart Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/famyneuk

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Category: Magazin, Reviews

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