Venus Principle – Stand In Your Light
2019 verließen gleich mehrere Mitglieder die finsteren Crippled Black Phoenix. Gemeinsam mit Musiker*innen so illustrer Bands wie At The Gates und Tacoma Narrows Bridge Disaster wurde schnell ein neues Projekt ins Leben gerufen, das sich weiterhin in düsteren Gefilden suhlen wollte. Das britisch-schwedische Kollektiv Venus Principle ist hörbar in klassischen Rock-Gefilden verwurzelt und lädt diese mit emotionalen Exkursen auf. „Stand In Your Light“ ist das aufwühlende Debüt des Sextetts.
„Rebel Drones“ ist die Einstiegshürde: Gleich zehn Minuten nimmt der eröffnende Monolith in Anspruch und gönnt sich alle Zeit der Welt, um die Band entsprechend vorzustellen. Wie sich die Stimmen aus dem atmosphärischen Gewirr erheben, geht unter die Haut. Kaum setzt das treibende und doch zurückgelehnte Arrangement mit 70s-Einschlag ein, ist alles eitel. Kleine Zäsuren und hymnische Abschnitte ziehen mitten ins lodernde Lagerfeuer und beschwören den Hades. Dort lauert bereits „The Lord He Giveth And He Taketh Away“. Daisy Chapmans Stimme wechselt zwischen zartem Flüstern und forscher Intensität, kalte und warme Schauer laufen den Rücken hinab, in bester Pink Floyd-Manier.
Gemächlichkeit spielt eine zentrale Rolle in den Bemühungen des Sextetts. Man bricht nichts übers Knie und baut die Arrangements behutsam auf. Auch „Drag Nets“ scheint zunächt kaum aus dem Quark zu kommen, nur um auf dem emotionalen Höhepunkt okkulte Untertöne zur schleppenden, nahezu doomigen Rock-Hymne zu formen. Venus Principle errichten „Barricades“ und schreiten anmutig durch den Nebel. Etwas mehr Distortion und Daniel Änghedes Gesang tun dem Geschehen gut. Zwei Stimmen statten den Sound der Band aus, und beide machen ihre Sache verdammt gut.
Natürlich hätte es keine 68 Minuten zum Auftakt gebraucht, diese Übertreibung steht im prächtigen Spannungsverhältnis zum oftmals understateten Sound, der langsam, behutsam anrollt und seine Magie auf Raten ausspielt. Der Wahnsinn von Venus Principle hat einen Charme, der Geduld erfordert und sich erst mit Verzögerung so richtig präsentiert. „Stand In Your Light“ bietet klassischen, luftigen und zugleich beklemmenden Rock im XXL-Format, getragen von zwei großartigen Stimmen und hervorragenden Instrumentalisten, die trotz auffälliger Querverweise zeitlos bleiben. An diesem anspruchsvollen wie eingängigen Spagat hört man sich nicht so schnell satt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Prophecy Productions (Soulfood Music)
Website: venusprinciple.xyz
Facebook: www.facebook.com/venusprinciple
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