Besvärjelsen – Atlas
Wie so viele andere Bands in den letzten beiden Jahren hatten Besvärjelsen mehr als genug Zeit, um neues Material zu erarbeiten – getrennt, aber immerhin. Nach dem im August 2019 veröffentlichten Mini-Album „Frost“ war das nordische Quintett entsprechend hungrig, wollte sich etwas beweisen. Sängerin Lea Amling Alazam ließ den Sound ihrer Jugend – Grunge und Emo – in die Gesangsmelodien einfließen, ohne jedoch am bluesigen Stoner-Doom-Fundament übermäßig zu schrauben. „Atlas“ ist ein im besten Sinne wuchtiges Werk geworden, die logische Weiterentwicklung der schwedischen Band.
Unter anderem halten Texturen, die an Alice In Chains und Windhand erinnern, Einzug in den leicht verfeinerten Sound. In „House Of The Burning Light“ kann man das bereits anhand des eröffnenden Riffs und der Vokal-Akrobatik hören – stoisch, süffig, magisch. Der Track entfaltet seine volle Wirkung betont gemächlich, trifft den Stoner-Doom-Sweet-Spot und lässt Alazams gewohnt bluesige Untertöne besonders hell erstrahlen. Hingegen entschlackt „Descent“ das Geschehen als eine Art Power-Ballade, die von psychedelischen, klassischen Rocktönen und hymnischer Dynamik lebt – ein neuer Farbtupfer, der unterhält.
Nicht ganz so neu, aber nicht minder unterhaltsam, ist die finale Monstrosität „Divided Ends“. Besvärjelsen breiten ihren ureigenen, unterhaltsamen Sound auf knapp acht Minuten aus und spielen sich in einen wahren Rausch. Zwischen bratender Schwere, feinsinnigen Harmonien und bluesiger Sinnsuche mit ausladender Solierung entsteht pure Magie. Im Vergleich dazu wirkt „Digerliden“ fast schon kompakt und gewöhnlich, doch weiß der frontale Ansatz ebenfalls zu unterhalten. Die Schwed*innen basteln einen Klangwall, über den Alazam kunstvoll turnt, während immer neue Facetten eines schnell vertrauten Motivs die Heavyness des Tracks unterstreichen.
Können 47 Minuten viel zu schnell vergehen? Im Fall von Besvärjelsen ist das tatsächlich so. „Atlas“ öffnet die Tore zu seiner ureigenen Welt und hinterlässt mit vielen Fragen, doch mit noch mehr wohlwollender Zustimmung. Die neue Platte des schwedischen Quartetts unterhält von vorne bis hinten mit kleinen Neuerungen im Details, mit einem noch druckvolleren Sound und mit einer Stimme, die selbst die einfachsten Standards in bewegende Happenings verwandeln kann. Sämtliche Vorschusslorbeeren bestätigen Besvärjelsen mit drückender Leichtigkeit und liefern den etwas anderen Soundtrack für einen heißen Sommer.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Magnetic Eye Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/besvarjelsen
Letzte Kommentare