Toxik – Dis Morta
Ende der 80er Jahre veröffentlichten Toxik zwei Platten zwischen Prog und Thrash, tourten fleißig und verschwanden 1992 von der Bildfläche. Die mittlerweile zweite Reunion führt nun zu neuem Material. Mit Josh Christian (Lead-Gitarre) ist ein Gründungsmitglied an Bord, der Rest kam in den späten Zehner-Jahren hinzu. Und doch behielt man den ursprünglichen Esprit bei: „Dis Morta“ ist ein Konzeptalbum, das allerdings auch prima funktioniert, wenn man die nicht näher genannten thematischen Zusammenhänge nicht kennt.
Am Sound hat sich nichts geändert. Ron Iglesias, der erstmals an vorderster Front auf einer Toxik-Studioaufnahme zu hören ist, macht seine Sache sehr gut. Im eröffnenden Titelsong wird er zum Motor mit seiner hohen Stimme, die gerne mal in Falsett-Gefilde wechselt – irgendwo zwischen Paul Baloff und Rob Halford. Zwischen höllischer Geschwindigkeit und kitschig angehauchter Eingängigkeit entsteht ein kurioser wie furioser Track, der gefühlt überall gleichzeitig sein möchte und doch sofort ins Ohr geht. Im Vergleich dazu wirkt „Feeding Frenzy“ deutlich direkter und beißender – ein echter Sprinter, dem gelegentliche Prog-Einschübe (gerade im Solo-Bereich) verdammt gut bekommen.
Toxik reizen Thrash-Grenzen mit wachsender Begeisterung aus. Wie sich die Harmonien in „Devil In The Mirror“ nach und nach offenbaren, fasziniert. Rund um eine beißende, druckvolle Symphonie entsteht ein unverschämt eingängiger und zugleich brutaler Chorus, dessen eigentümlicher Biss selbst inmitten hymnischer Fanfaren durchkommt. In „Creating The Abyss“ sucht das Quintett nach einem Weg, beide Welten zu vereinen. Was zunächst chaotisch anmutet, gerade angesichts bewusst eingesetzter Stilbrüche, hat definitiv seine Qualitäten. Die melodische Schwerfälligkeit in der Schlussminute brennt sich ein.
Ja, „Dis Morta“ klingt ganz gewaltig aus der Zeit gefallen, verlässt sich aber keinesfalls auf den klassischen Nostalgietrip. Toxik finden sich in dieser neuen, dennoch eingespielten Besetzung zurecht und zocken auch nach langer Pause ihren ureigenen Sound, so anspruchsvoll wie zerstörerisch. Der progressive Thrash-Ansatz bewegt sich gerne in klassischen Metal-Gefilden und fühlt sich in diesem schrägen, dennoch beißenden Wahnsinn hörbar wohl. Ein wenig Anachronismus hier, gewohnt beißende Riffs da – das Comeback auf Albumlänge gelingt und lässt auf eine Fortsetzung in ähnlich bestechender, verspielter Form hoffen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.08.2022
Erhältlich über: Massacre Records (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/toxikmetalofficial
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