Girih – Ikigai

| 12. Oktober 2022 | 0 Comments
Girih

(c) Mariah LaVache Photography

Instrumentale Musik als Wegweiser zur Selbstfindung: Girih brauchen keine Sprache, um von sich reden zu machen. Das Trio aus dem US-Bundesstaat New Hampshire machte erstmals 2018 mit „Eigengrau“ von sich reden, nach ein paar Auftritten ging es an die Suche nach neuen Ansätzen. Und diese äußern sich nun in „Ikigai“, der japanischen Philosophie, die nach einem Sinn im Leben strebt und sucht. Zwischen Rock- und Metal-Sensibilitäten entstehen epische Monolithen auf dynamischer Post-Ebene.

Der Schlüssel zu diesem Album heißt „The Key“ – natürlich! – und illustriert deutlich, wie Girih an ihre Musik herangehen. Der sanfte, zögerliche Aufbau nebst Distortion verbindet fragile Melodik mit schroffer Intensität, schon hebt der erste von vielen Spannungsbögen ab. Im Eilzugstempo verdichtet das Trio das Geschehen, erinnert an frühe Mogwai, wagt über geschickt platzierte Zäsuren den nicht minder spannenden Neuaufbau. Und, ja, natürlich setzt es zum Ende hin etwas Eskalation im Kleinen, so wie sich das im Post-Rock-Feld geziemt, bloß gestaltet sich die Instrumentierung zeitweise metallisch.

Widersprüche sind Pflicht und verpassen dem Sound der US-Amerikaner zusätzliche Dynamik. Wie sich „The Sand“ aufbäumt und von dicken, geradezu manischen Drums angetrieben wird, hat überaus hohen Unterhaltungswert. Hier steckt eine gewaltige Portion Rosetta im Mix, die kantigen Fanfaren kommen gut. Hingegen führt „The Mirror“ mit seinem zarten Aufbau komplett auf die falsche Fährte. Soll das Ambient sein? Nein, denn kaum legt sich der imaginäre Schalter um, gehen Girih förmlich durch die Decke, peitschen sich gegenseitig an mit rabiaten Druckwellen und geschickt eingeflochtenen Uptempo-Passagen an.

Das Ergebnis ist angenehm anders und doch vertraut. Ja, Girih bemühen bestens etablierte Muster aus Post Rock und Post Metal, drücken diesen jedoch ihren ureigenen Stempel auf. Zwischen butterweichen, elegischen Stilblüten und brachialer Explosivität stecken Gefühl und Cleverness im XXL-Format. „Ikigai“ bemüht Hoffnung und emotionales Kargland, ordentlich Distortion und klare Momente zuhauf. Die Selbstfindung von Girih gelingt bestens mit diesem packenden Rohdiamanten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: dunk!records / A Thousand Arms Music

Facebook: www.facebook.com/girihband

Teile diesen Artikel

Tags: , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES