Death Engine – Ocean
Nach einem starken Auftakt mit mehreren kurzweiligen EPs, starken Alben sowie diversen Auftritten, die sie sogar bis zum Hellfest führten, mussten Death Engine quasi von vorne anfangen. Zuerst kam eine kleine Pause mit einem Neuaufbau des Line-ups um Frontmann Mikaël Le Diraison, dann investierte man gleich zwei Jahre in die neue Platte. Das neu formierte Quartett aus Lorient im Westen Frankreich büßte allerdings rein gar nichts an Intensität an. Ganz im Gegenteil: „Ocean“ bringt den intensiven Mix aus Post Metal, Noise Rock und Sludge mehr denn je auf den schroff-epischen Punkt.
Das mächtige „Pulled Down“ etabliert sich binnen kürzester Zeit als neuer Referenztrack. Dabei führt das ellenlange, unauffällige Intro erst einmal auf eine komplett falsche Fährte, zumindest bis brachiale Screams das Geschehen erschüttern und hinsichtlich post-metallischem Frust sogar Cult Of Luna alt aussehen lassen. Am Höhepunkt, als die Spannung unerträglich scheint, bricht leicht entstellter Klargesang durch das Gebälk, ohne jedoch große musikalische Variationen zuzulassen. Schnell kehrt die geifernde Wut zurück, kollidiert mit greifbarer Verzweiflung. Selbst eine kurze Zäsur und die wiederholte Rückkehr zu melodischen Ansätzen ändern daran nichts. Das ist fast schon Psychoterror, und zwar der besten Sorte.
Death Engine verlassen sich keinesfalls auf irgendeine Genre-Formel und suchen laufend nach frischen Ansätzen. Da wäre beispielsweise „Dying Alone“, dessen noisiges Brodeln mit kühlen, zugleich emotional aufgeladenen Melodien kollidiert – A Pale Horse Named Death für die Post-Sludge-Generation, wenn man so möchte. „Leaden Silence“ wird seinem Namen gerecht und breitet bleierne Wucht aus, möglich dissonant und erschöpfend, von Höllenqualen begleitet. Diese hat auch das überlange Finale „Empire“ gepachtet und lässt multiple kleine, katastrophale Entladungen zu. Fast den ganzen Song hindurch bewegen sich die Franzosen am Limit und torpedieren sämtliche Sinne mit vernichternder Präzision.
Konstant lotet das Quartett Grenzen aus und wächst dabei über sich hinaus. Während ein Song wie „Pulled Down“ sofort einschlägt, braucht der Rest Zeit, muss sich erst entfalten, tut das aber auf grandiose Weise. „Ocean“ markiert einen personellen Neustart, der Death Engine kreativ überaus gut bekommt. Jeder Song ein kleines Meisterstück, reich an Details und emotionaler, innerer Unruhe, turbulent und durchaus zerstörerisch schön: Das erste Überalbum des neuen Jahres bringt die Franzosen hoffentlich (wieder zurück) auf große internationale Bühnen.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 13.01.2023
Erhältlich über: Throatruiner Records
Facebook: www.facebook.com/deathengine.net
Letzte Kommentare