Desert Wave – Deafening Silence
Die Wüste lebt und atmet … in Vicenza. Im italienischen Nordosten würde man wohl kein Riffgewitter vermuten, doch scheint das Desert Wave herzlich wenig zu beeindrucken. Bassist Logan und Drummer Drago schufen sich diesen Nebenschauplatz bereits 2016. Man spielte gemeinsam in einer Doom-Band, wollte jedoch in Richtung Stoner und Psych gehen. Gemeinsam mit Gitarrist und Riff-Maschine Burton war der gemeinsame Sound gefunden, der vor fünf Jahren bereits das rein instrumentale „Lost In Dunes“ abwarf. Mit „Deafening Silence“ wollen bzw. wollten sie in eine psychedelischere Richtung gehen, unter anderem durch King Buffalo inspiriert.
Letztlich kam es laut eigenen Angaben nicht ganz dazu, wenngleich der zweiteilige Opener „Outside“ noch am stärksten in diese verfeinerte Richtung gehen soll. Das lässt sich wunderbar so unterschreiben, denn vom ellenlangen Aufbäumen des ersten Teils bis zum sympathischen Unwohlsein des zweiten Abschnitts geht dieser etwas andere Sound an die Substanz. Vocals sind mittlerweile gestattet und werden zu einem zusätzlichen Instrument, dann hebt die Band für den Schlussakt ab – mit einer nahezu singenden Gitarre, mit etwas mehr Intensität, aber ohne sich komplett in Psych-Welten zu verlieren. Es ist ein leichter, behutsamer und somit höchst effektiver Wandel, wenn man so will.
Rundherum setzt es weiterhin kräftige Riffs, wobei „Venus Chains“ – abermals nicht zuletzt aufgrund der Vocals – beide Welten zusammenführt. Der lockere, Jam-artige Charakter begleitet die mächtige Stoner-Gitarre, mittendrin bremst sich das Ding selbst aus und sucht nach der perfekten Stimmung in formvollendeter Zeitlosigkeit. Auch der Titelsong will unbedingt erwähnt werden: „Deafening Silence“ braucht ein wenig, um auf Touren zu kommen, tritt dafür selbstbewusst, geradezu wüst auf. Eine Fülle an kleinen und großen Metamorphosen bekommt dem Track gut. Wiederholte Häutungen und majestätische Riffgewalt wissen zu unterhalten.
Tatsächlich kommt diese Evolution auf Raten sehr gut. Schrittweise widmen sich Desert Wave neuen Klangsphären zu, ohne sich dabei komplett von ihren drückenden, rifflastigen Wurzeln zu entfernen. Über weite Strecken wirkt „Deafening Silence“ wie eine extralange Jam-Session, die nach und nach beschnitten und segmentiert wurde. Der Psych von „Outside“ kommt gut, die Stoner- und Desert-Gitarren rundherum unterhalten ebenso – eine weitere Talentprobe für die Italiener, die zu bestechender Form auflaufen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.11.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Facebook: www.facebook.com/desertwaverock
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