Mastodon – The Hunter

| 25. September 2011 | 0 Comments

Mastodon

‚Stillstand‘ ist für Mastodon ein Fremdwort. Das Quartett aus Atlanta, Georgia hat seine brutale, wütende Sludge Metal-Frühphase längst hinter sich gelassen, auf „Blood Mountain“ erstmals eingängigere Songstrukturen für sich entdeckt und zuletzt in Form von „Crack The Skye“ ein echtes Prog-Konzept-Kunstwerk auf die Beine gestellt. Für ihr mittlerweile fünftes Studioalbum wagen die US-Amerikaner nun einen kleinen Schritt zurück, um weiter nach vorne zu kommen: „The Hunter“ gibt sich vergleichsweise geradlinig und songdienlich, setzt vor allem auf Hits und bärbeißige Riffs.

Eröffnet wird das Album mit „Blood Mountain“-Querverweisen in Form von zwei martialischen Singles. „Black Tongue“ erweist sich als echtes Powerhouse, das auf den beiden letzten Platten problemlos funktioniert hat – bärbeißig, hässlich, treibend rockend mit beinahe beschwörendem Charakter. „Curl Of The Burl“ beginnt ein wenig zaghafter, punktet aber mit seinen großartigen Stoner-Riffs und einem Hauch von Queens Of The Stone Age-Magie in den Chören. Mit dem verspielten, kauzigen „Blasteroid“ und der wuchtigen Hymne „Stargasm“ – fette Riffs, bissige Gesangswechsel, verspielte Dailor-Drums – nehmen Mastodon keine Gefangenen. Im Gegenteil: wuchtiger geht es kaum, klassischer ebenso nicht.

Wer von dieser Bandbreite bereits überfordert ist, sollte nun dringend abschalten, denn die Mannen aus Atlantia, Georgia brechen gen neue Ufer auf. Der Titeltrack „The Hunter“ – Brent Hinds‘ Bruder gewidmet, der auf der Jagd einem Herzinfarkt erlag – bewegt sich in Richtung Psychedelic Space Rock, lebt von ätherischen Vocals und überlebensgroßer Gitarrenarbeit. Auch der zweite ‚Verlustsong‘ „The Sparrow“ nimmt ähnlich ruhige, epische Dimensionen an, entdeckt klassische Pop-Harmonien (im reduzierten Mastodon-Gewand, versteht sich) und meditative Klangteppiche für sich. Gemeinsam mit der unverschämt eingängigen Hymne „Creature Lives“ sind dies wohl die größten musikalischen Neuerungen, treiben die kosmischen „Crack The Skye“-Ausflüge endgültig auf die Spitze und sorgen für das eine oder andere fragende Gesicht.

Manche Dinge scheinen sich jedoch nie zu ändern: Abgedrehte, spacige Rocker („Octopus Has No Friends“, „Thickening“), Griffbrettwichserei mit Austick-Faktor („Bedazzled Fingernails“) und das beinahe obligatorisch gewordene Feature von Neurosis-Frontmann Scott Kelly (das sympathisch hässliche „Spectrelight“) geben sich auf „The Hunter“ die Klinke in die Hand. Im Prinzip platzieren sich Mastodon präzise zwischen ihre beiden letzten Alben. Die Songs wirken ‚konventioneller‘ – wohlgemerkt im direkten Vergleich zum proggigen Konzept-Bastard „Crack The Skye“ – und direkter, die Space-Anteile noch abgedrehter und ätherischer. Mit einem Schritt zurück überspringen Mastodon die nächste große Hürde und legen eine weitere Monsterplatte vor, die erst nach mehreren Durchläufen reift; dann aber so richtig.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 23.09.2011
Erhätlich über: Roadrunner Records (Warner Music)

Website: www.mastodonrocks.com
Facebook: www.facebook.com/mastodon

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Category: Magazin, Reviews

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