Deimos‘ Dawn – Anthem Of The Lost
Drei Freunde, die sich seit frühester Kindheit kennen, machen gemeinsam anspruchsvollen Thrash und holen sich dafür ordentlich Szeneprominenz ins Boot: Deimos‘ Dawn ist einer jener Bands, bei der alles zusammenpasst. Die Mittvierziger Andy Doé, Matze Lange und Mathias Schmidt kennen sich seit Jahrzehnten und bringen dieses nahezu blinde Verständnis in die Musik ein. Als Frontmann konnte man Marc Grewe gewinnen, der mit Insidious Disease und (ehemals) Morgoth eher im Death-Metal-Sektor beheimatet ist. Zudem zeigte sich Ex-Sodom-Gitarrist Andy Brings derart begeistert von Sound und Konzept, dass er Grewes Vocals produzierte und den Großteil der Texte schrieb. Das Ergebnis, „Anthem Of The Lost“, kann sich mehr als hören lassen.
In diesen zwölf Kapiteln zeigt sich schnell, dass Grewe eigentlich ein starker Thrash-Vokalist ist, wobei seine Stimme selbstverständlich für gelegentliche Death-Thrash-Vibes sorgt. Das zeigt sich bereits im eröffnenden „Feeding The Decline“, das nach einem kurzen Intro förmlich explodiert und den heiseren Vocals die perfekte Bühne gibt – schnell, rasant, herrlich derb und mit etwas Groove zwischendurch im richtigen Moment. Im direkten Anschluss zeigt „Walking Out On You“, dass Deimos‘ Dawn von Schema F herzlich wenig halten. Verkappte Melodik, mehrere kleine Zäsuren und wechselndes Tempo mit Todesstahl-Untertönen und Slayer-Charme – es kann manchmal so einfach und so unterhaltsam sein.
Der Mut zum Unvorhersehbaren macht dieses Album erst so richtig charmant. „Deathstar Spangled Banner“ trägt nicht nur einen starken Titel mit kleinem Exodus-Querverweis, die gutturale Wut und das zuweilen infernale Riffing machen Laune. Im abschließenden „Terrorvision Quest“ steuert das Quartett auf die Überlänge zu und hat dabei greifbaren Spaß. Unbequemes Stampfen, verschwitzter Groove und wiederholte Häutungen zeigen die Songwriter-Qualitäten deutlicher denn je. Als herrlicher Gegenpol langen Tracks wie „Over Your Dead Body“ und „Put Down That Weapon“ so richtig zu, nehmen aber auch die feine Klinge mit.
Deimos‘ Dawn servieren Thrash für Fortgeschrittene, der selbstverständlich von einer fantastischen Stimme profitiert, aber auch so prima auf eigenen Beinen steht. Vielschichtige Einflüsse, bewusst komplexe Exkurse sowie richtig schön fiese Husarenritte geben sich die Klinke in die Hand und wirken wie eine Reise durch alle Phasen des Genres. „Anthem Of The Lost“ ist ein mächtiges Brett von einem Album geworden, bei der die Summe der einzelnen Teile hervorragend zusammenfindet. Hoher Sucht- und Moshfaktor mit Anspruch – dieser Einstand bleibt im Gedächtnis.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.04.2023
Erhältlich über: MDD Records (AL!VE)
Website: deimos-dawn.com
Facebook: www.facebook.com/deimosdawn
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