Dozer – Drifting In The Endless Void
Es gibt sie tatsächlich noch. Oder wieder. Das letzte Studioalbum von Dozer hat beinahe 15 Jahre auf dem Buckel. Seither tauchte man gelegentlich live auf, Frederik Nordin holte seinen Masters nach und Tommi Holappa widmete sich vor allem Greenleaf. All das ist nun jedoch passé, denn mit „Drifting In The Endless Void“ kehren die schwedischen Stoner-Könige in Bestform zurück, als ob sie nie so wirklich weg gewesen wären.
Der Opener dauert gleich einmal siebeneinhalb Minuten, die jedoch wie im Flug vergehen: „Mutation/Transformation“ bringt die riffgesteuerte Eigenwilligkeit des Quartetts auf den feinen Punkt, bäumt sich gemächlich auf und leuchtet zugleich verdammt hell. Nordin packt mehr Kraft denn je in seine Stimmbänder, gelegentliche proggig bis spacige Untertöne unterstreichen das Geschehen, verleihen ihm das gewisse Etwas. Wiederholte Häutungen, geschickt eingesetzte Schleifen und gefühlvolle Seelensuche im instrumentalen Nirgendwo entführen in neue Welten, von einem nicht minder ausladenden Gitarrensolo begleitet. Der federnde Basslauf und die donnernden Drumfills wollen nicht unerwähnt bleiben.
Ein weiterer, wenngleich gänzlich anderer Leckerbissen ist „No Quarter Expected, No Quarter Given“. Hier täuscht der mystische und zugleich federnde Auftakt ein wenig, denn hinter dieser nervösen, hibbeligen Energie verbirgt sich ein derbes Powerhouse, das schon mal in metallische Gefilde schielt, die Muskeln spielen lässt und mit dem steten Wechsel zwischen rhythmischem Hüpfen und wüster Breitseite die Gehirnwindungen zerschießt. „Dust For Blood“ bringt etwas Stoner-Fernweh ein, lässt den Blick über weit offenes Land schweifen und sucht nach Antworten auf ungestellte Fragen. Das sporadisch eingesetzte Falsett sorgt für willkommen bittere Süße.
Jeder einzelne dieser sieben Tracks schlägt voll ein und dreht die Uhr ein wenig zurück. Tatsächlich knüpfen Dozer locker an ihre Großtaten an und pendeln sich auf extrem hohem Niveau ein. „Drifting In The Endless Void“ bietet abermals Stoner für Fortgeschrittene, bemüht komplexe Aufbauten und liebt das Schwierige, das Komplizierte, das Unerwartete. Prog-, Fuzz, und Space-Rock-Einschübe sorgen für das sprichwörtliche gewisse Etwas. Man will immer wieder hinhören, sich genauestens mit den anspruchsvollen Arrangements, den mächtigen Riffs und bärenstarken Gesangsmelodien auseinandersetzen. Dozer bleiben absolute Stoner-Großmeister mit einer der jetzt schon besten Platten des Jahres.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 21.04.2023
Erhältlich über: Blues Funeral Recordings (Cargo Records)
Website: www.dozermusic.com
Facebook: www.facebook.com/dozerband
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