Phoxjaw – notverynicecream
Irgendwie anders, irgendwie spannend: Von Erwartungen haben Phoxjaw noch nie viel gehalten und brechen die ohnehin bestens behelfsmäßig zusammengehaltene Rock- und Metal-Welt mit Gusto und Nachdruck auf. Bereits 2020 donnerte das Quartett aus Bristol mit „Royal Swan“ durch die Untiefen der Befindlichkeiten. Indie und Alternative kollidierten mit bratendem Metal, mit Elektronik, mit Doom und Core, mit Death und Pop. Davon gibt es nun mehr in Form des herrlich schizophrenen, zwischenzeitlich verschobenen „notverynicecream“.
Eigentlich reicht bereits der überlange Rausschmeißer „serpentsdripfromtheskies“, um den Wahnsinn dieser Platte vollends aufzunehmen und aufzusaugen. Über diese knapp acht Minuten häuten sich Phoxjaw wiederholt mit wachsender Begeisterung. Dabei beginnt die Angelegenheit noch recht brav, fast schon ominös. Eine schwer greifbare Düsternis legt sich zunehmend über das Arrangement, dezente Verwirrung macht sich breit. Fast beiläufig spielt die Elektronik mit, Indie und Theatralik werden mit zunehmend geifernden Gitarrenwänden und purer Heavyness befeuert. Und doch lauert ein gewisser poppiger Charme, der die verstörende, am Ende eskalierende Intensität komplett zerlegt. Plötzlich ist alles eitel.
Zudem weiß man nie so recht, was hinter der nächsten Ecke lauert. „tortoise“ entpuppt sich als dicke, angepunkte Alternative-Hymne, welche die klirrende Kälte von Brutus in melodische Gefilde drängt. Davor kniet sich „thesaddestsongever“ tief in die frostige Melancholie der 80er Jahre zwischen Post Punk und New Wave hinein, während das anfangs bizarre „icecreamwitch“ mehr und mehr eskaliert. Wütende Shouts, bratende Störsignale und eine höllische Abfahrt drängen sogar etwas in Richtung Mathcore, brachiales Breakdown inklusive. All das kommt in „shotgunlipstick“ zusammen, bloß am Höhepunkt deutlich eingängiger und geradliniger ausgelegt. Das hat schon mal was von Enter Shikari und Mutemath, gibt sich dabei chaotisch und heavy.
Nichts hieran ist aufs erste Mal (be)greifbar, und das sorgt tatsächlich für beste Laune: „notverynicecream“ fällt erwartungsgemäß schräg aus und nistet sich dennoch in Hammer, Amboss und Steigbügel ein. Fiese Melodien kollidieren mit schierer Wucht und zelebrieren den Wahnsinn des Seins mit wachsender Begeisterung. Zwischen Rock und Metal entdecken Phoxjaw erneut allerlei Extreme für sich, lieben das Chaos, grüßen das Radio und ziehen letztlich doch ihren eigenen Stiefel durch. Das schräge und bratende wie eingängige und zu jeder Zeit unterhaltsame Ergebnis spricht für sich.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.05.2023
Erhältlich über: Hassle Records (Cargo Records)
Website: www.phoxjaw.com
Facebook: www.facebook.com/phoxjawofficial
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