Oceanlord – Kingdom Cold
Trotz teils sehr unterschiedlicher musikalischer Backgrounds – von Black und Death Metal über Grunge und Alternative Rock bis hin zu Country-Folk und Blues – eint die drei Musiker hinter Oceanlord ein Faible für gemächliche, klassische Doom-Heavyness. Die erst 2019 in Melbourne gegründete Band machte mit einem mächtigen Demotape auf sich aufmerksam und arbeitete während den Lockdowns im eigens eigenrichteten Home-Studio am ersten Longplayer. Isolierung und Beschäftigungstherapie machen sich nun bezahlt, denn der Einstand „Kingdom Cold“ reißt im besten Sinne von den Sitzen.
Gerade einmal sechs Songs tummeln sich in diesen knapp 42 Minuten, von monolithischen Dimensionen und drückender Intensität begleitet. Die mächtige Distortion drängt schon mal in Richtung Fuzz, wenn sich „Kingdom“ den Weg in Richtung Auftakt bahnt. Hier kommt eine Überdosis Heavyness durch, von sägenden wie spannenden Riffs begleitet. Oceanlord sehen ihren Doom-Ansatz am Scheideweg zu klassischen metallischen Klängen angesiedelt, was schon mal Parallelen zu Seamount oder Candlemass aufwirft, sogar etwas NWOBHM aufs Parkett holt. Peter Willmotts Charakterstimme rundet dieses zähe wie symapthische Happening gelungen ab.
In „Isle Of The Dead“ geht es stellenweise nahezu in Richtung Stillstand. Die Uhren laufen rückwärts, wenn die Australier durch unbequemes Dickicht stampfen, zudem klingt das Riff nach Black Metal in Zeitlupe – und passt trotzdem prima zum Oceanlord-Sound. Mitten im absoluten Widerspruch erheben sich die gewohnt sehnsüchtigen wie fordernden Vocals und tragen diesen druckvollen Überflieger gen Exit. Die Beklemmung des abschließenden „Come Home“ wirkt stellenweise geradezu dynamisch, schaltet immer wieder ein paar Gänge rauf und runter, bis das Gitarrensolo zwischen Effektpedalen zu ersticken droht.
Exakt das trägt massiv zum Sympathiewert dieses Einstand bei. „Kingdom Cold“ klingt ganz eigen und doch angenehm vertraut, im Widerspruch gefangen, muffig und zugleich komplett frisch. Das Herz für Metal-Klassiker wird deutlich, ebenso die Lust an der Verzerrung, die schon mal kuriose Blüten treibt. Oceanlord gehen einen spannenden, aufregenden Weg, der zu fesseln weiß. Mit dieser eigenwilligen Interpretation rennen sie offene Türen ein – eine von vorne bis hinten packende, unterhaltsame Platte, die gefühlt stetig weiterwächst.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 26.05.2023
Erhältlich über: Magnetic Eye Records / Prophecy Productions (Soulfood Music)
Website: www.oceanlord.band
Facebook: www.facebook.com/oceanlordau
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