Atlases – Between The Day & I

| 1. Juni 2023 | 0 Comments
Atlases

(c) Johanna Sjövall

Auserzählt ist das Post-Metal-Genre noch lange nicht, speziell wenn es nach Atlases geht. Das Sextett bringt typisch finnische Melancholie und Schwere in den epischen Sound ein, flirtert schon mal mit Doom und Gaze, aber eben auch mit moderner beißender Härte. Zudem setzt man, eher untypisch, auf elektronische Drum-Pads und Keyboards, um die Eigentümlichkeit der eigenen Präsentation so richtig zu betonen. Auf „Between The Day & I“ ziehen die Herren aus dem hohen Norden mehr denn je ihr Ding durch.

„Eyelids Of The New Dawn“ trägt nicht nur einen grandiosen Titel, sondern macht zudem als Opener dieser Platte einiges her. Ja, es dauert freilich ein wenig, bis der Track anrollt, doch wird es dafür schnell spektakulär. Donnernde Drumsalven, wütende Vocals sowie eine Kakophonie an reduzierter Melodik und derben Dissonanzen ergeben ein unwirkliches musikalisches Konstrukt. Nachdenkliche Einschübe mit Klargesang sorgen für zwischenzeitliche Spannung und stemmen sich gegen vorhersehbare Strukturen. Nie weiß man so ganz, wohin die Reise geht. Das mit dicken Djent-Gitarren angereicherte „Singulars“ serviert feinsinnigen Crunch, hymnische Momente und druckvolle, derbe Momente zum Drüberstreuen – eine ausladende und doch kompakte Tour de Force.

Auch „Versus“ sucht die sprichwörtliche Würze in der Kürze, erkundet die eigene Sehnsucht mit leidendem Gesang, nur um sogleich heftig zuzulangen. „Save Room“ spielt mit progressiven Elementen und Post-Rock-Charme, lässt sich viel, nun ja, Raum für ausladende instrumentale Klangflächen, verteilt ebenso präzise Kinnhaken. Das abschließende „Ties To Distance“ entpuppt sich als siebenminütiges Epos, das sämtliche Atlases-Qualitäten abdeckt. Selten klang Post Metal dermaßen todtraurig, von Schwermut und innerer Zerrissenheit geprägt, stets der kompletten Implosion nahe. Wiederholte Zsäuren, die sich mit teils derben Husarenritten abwechseln, sorgen für wohlige Unruhe.

Tatsächlich wagen die Finnen etwas mehr und halten zugleich das bereits hohe Niveau des Vorgängers. Für Post-Metal-Stangenware ist auf „Between The Day & I“ selbstverständlich kein Platz, das wird binnen kürzester Zeit klar. Atlases lieben Melancholie, haben ein Faible für Djent-Crunch, aber eben auch für epische Soundscapes und butterweiche, bewegende Vocals. Im ewigen Widerspruch ergeben sich aufwühlende Epen, ruppige Nackenschläge und ganz viele Zwischentöne, welche dem einsetzenden Sommer die Stirn bieten. In dieser Form sind Atlases definitiv Kandidaten für höhere Weihen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.06.2023
Erhältlich über: Lifeforce Records (Membran)

Facebook: www.facebook.com/atlasesband

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Category: Magazin, Reviews

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