High Priest – Invocation
2015 besuchten ein paar Freunde ein Konzert von Electric Wizard und beschlossen, selbst Doom der alten Schule zu zocken. Nachdem man zuvor bereits für sich in verschiedenen Bands gespielt hatte, kam man als High Priest zusammen und veröffentlichte zwei gefeierte EPs, die neben klassischen Klängen etwas Stoner und Sludge einbrachten, traditionsbewusst und doch angenehm modern. Was auf den Kleinformaten bereits unterhielt, zeigt sich auf dem ersten regulären Album „Invocation“ nun bärenstark.
Einer der Bürgen für die spannende Präsentation des US-Quartetts ist gewiss Sänger und Bassist Justin Valentino, dessen kraftvolle Stimme voller Soul und Drama ist – wie Robert Harvey von The Music, bloß in weniger hohen Registern unterwegs. Im magischen Stomper „Conjure“ läuft er zu absoluter Bestform auf und legt einen gewaltigen Refrain frei, während ein klassisches und zugleich forsches Arrangement mit Doom-Grenzen und -Möglichkeiten spielt. Wenn im Schlussteil schließlich einen Gang höher geschalten wird und dichte Riffmassen kollidieren, ist alles eitel. Klassische Stoner-Sludge-Riffs und feinste Heavy-Energie schließen eine unheilige Allianz.
Doch bereits das eröffnende „Invocation“ weiß zu unterhalten. Anfangs ist Valentino alleine mit furztrockener Reduktion, während sich neue Klangsphären aufbauen und auftürmen. Der bleierne Track nimmt erst spät Fahrt auf und bemüht sich stattdessen um herrlich monolithisches Auftreten. Diese Wucht lässt nicht los. Hingegen überrascht „Down In The Dark“ mit rockiger Düsternis und lässt kleinere Querverweise auf Alice In Chains zu. Zur Grunge-Band werden High Priest deshalb zwar nicht, doch bekommt ihnen die süßliche Schwere richtig gut, während die Gitarren unheilvolle Eingängigkeit hervorzaubern.
Vertraut und zugleich erfrischend anders, so zeigen sich High Priest auf diesem ersten Studioalbum. Natürlich lebt „Invocation“ von einem fantastischen Sänger, der sich in bestechender Form zeigt, dessen Soul und Herz prima mit klassischen Metal-Mustern harmoniert. Das Songwriting sollte auf keinen Fall außer Acht gelassen werden, schaffen es die US-Amerikaner doch auf starke Weise, der alten Doom-Schule frischen Wind zu verleihen, von mächtigen Riffs, gelegentlichen Stoner-Sludge- und sogar Grunge-Einflüssen begleitet. Diese angenehm ungewöhnliche Frischzellenkur unterhält und zählt schon jetzt zu den Genre-Highlights des Jahres.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 23.06.2023
Erhältlich über: Magnetic Eye Records / Prophecy Productions (Soulfood Music)
Facebook: www.facebook.com/highpriestchicago
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