Hidden By The Grapes – Opus
Sie dürfen mittlerweile mit Fug und Recht als heimische Institution bezeichnet werden: Seit 2006 widmen sich Hidden By The Grapes ihrer ureigenen Interpretation von Alternative-Klängen, die unter anderem mit Emo, Post Rock und Noise flirten, und das nun bereits auf ihrem fünften Studioalbum. „Opus“ lässt sich als Bestandsaufnahme der letzten vier Jahre zusammenfassen, nimmt u. a. den Brexit, eine Pandemie und den Verlust des Glaubens an die Menschheit ins Visier.
Zudem brodelt es unter der linguistischen Oberfläche, zumindest mit kleinem Augenzwinkern, wie das eröffnende „The Awful German Language“ illustriert. Kann, soll man überhaupt auf Deutsch singen? Darüber wird zu mitreißenden, emotional aufgeladenen, im richtigen Moment scheppernden Klängen philosophiert. Dann kommt schließlich die mächtige Hook durch. Tatsächlich bedient sich das Trio häufiger denn je der deutschen Sprache und wechselt sogar in den Dialekt, wie im Video-Vorboten „Herz geht auf“. Noisiges Brodeln und eine Maultrommel gehen eine herrlich bizarre Symbiose ein und bereiten eine gemächliche wie erdrückende Abfahrt vor.
Stark ist auch „Eure fehlende Liebe tötet mich“, das mit seiner semi-balladesken Reduktion aus dem Rahmen fällt und mit ganz viel Emo alles umpflügt. Den Pflug packt auch „Hey Boris!“ aus, bloß ist es hier das Hinarbeiten auf einen Höhepunkt in bester Post-Rock-Manier, der unterhält. The Twilight Sad lassen grüßen, wenn die nervöse Energie schließlich dem voluminösen Chorus weicht. Was auch immer dieser Boris will. „Auf denen“ strahlt ebenfalls Faszination pur aus und deutet Post Rock sukzessive in Noise um. Hier ist es eine einzige, dafür gewaltige Eruption, die den Gefühlshaushalt auf den Kopf stellt. Dafür braucht es keine großen Worte.
Wiewohl ihr neuester Streich zeitkritisch angelegt ist, scheint die Zeit spurlos an Hidden By The Grapes vorübergegangen zu sein. Schließlich wirkt ihr etatmäßig mit 90s-Referenzen versehener Sound frischer denn je, lebt und atmet bekömmliche Eigentümlichkeit. „Opus“ bemüht sprachliche Spagate und andere Überraschungen, überrumpelt mit Freude und beweist zugleich Geduld in ausladenden Dosen. Große Hymnen, kleine Nachdenklichkeiten, brachliegende Emotionen und der nahezu konstante Aha-Effekt konsolidieren die Grazer auf mittlerweile vertraut hohem Niveau.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.09.2023
Erhältlich über: Kruse Kontrol Digital
Website: www.hiddenbythegrapes.com
Facebook: www.facebook.com/hiddenbythegrapes
Category: Local Bands, Magazin, Reviews
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