Underdark – Managed Decline

| 24. November 2023 | 0 Comments
Underdark

(c) Underdark

Es gibt Konzeptalben, die ein paar lose narrative Fäden an die Wand klatschen und hoffen, dass irgendetwas kleben bleibt, und es gibt Konzeptalben, die von vorne bis hinten als gut durchdachte, faszinierende Einheit auftreten. Das zweite Album von Underdark gehört definitiv zu letzterer Kategorie. Auf „Managed Decline“ betrachtet das Quintett aus Nottingham anhand einer über drei Generationen erzählten Story, was von Thatchers Neoliberalismus geblieben ist, und wie sich dieser zu einem kapitalen Desaster entwickelte.

Bereits „Managed Decline I (1st April 1988)“, der erste Abschnitt des Titelsongs, zieht binnen Sekunden in seinen Bann. Post Black Metal ist gewiss eine spannende Wahl für solch eine Abhandlung, die noch dazu gekonnt mit schwarzmetallischen Erwartungen bricht. Post Rock und Post-Hardcore spielen bei den Briten ebenso eine wichtige Rolle, wenngleich die teils rasende erste Hälfte das nicht wirklich vermuten lässt. Je länger dieser Frontalangriff jedoch dauert, desto packender und cleverer fällt er aus. Wie sich Underdark zunächst behäbig, dann geradezu berauscht aus einer ähnlich epischen, in die Länge gezogenen Zäsur erheben, die zur kantigen Erlösung führt, hinterlässt Eindruck.

Nicht alle Tracks nehmen derart monumentale Dimensionen an, doch versprühen sie alle greifbare, mitreißende Spannung. Da wäre beispielsweise „Enterprise (1st November 2004)“, mit sechseinhalb Minuten fast schon radiofreundlich und durch sein schauderbares Stampfen auf schönste Weise erschüttert. Wenn der Midtempo-Abschnitt schließlich kollabiert und der nahezu melodischen Reduktion Platz macht, ist alles eitel. Hingegen scheint „Employment (16th June 1993)“ durchzurauschen. Klaustrophobe Melodie-Ansätze unterstreichen die Post-Dimension gekonnt und sorgen mitten im endlosen Wutausbruch für verhalten hoffnungsvolle Synergien.

Eine schweißtreibende, erschütternde Tour de Force später legt diese Platte eine Punktlandung hin. Abi Vasquez kotzt sich mit wachsender Begeisterung aus. Ihre kehligen, heiseren Vocals scheinen voller Gift und Bosheit zu sein, leben sich jedoch vornehmlich auf vererbte Hoffnungslosigkeit aus. Der Schmerz, der Frust – all das schwimmt erst mit weiteren Durchläufen an die Oberfläche. Exakt das macht „Managed Decline“ so stark: Underdark packen massig Details und Anspruch in einen Black-Metal-Nackenschlag, der musikalische Grenzen mit wachsender Begeisterung sprengt und hypnotisierendes Storytelling nebst nicht minder mitreißende Musik stellt. An diesem Leckerbissen werden sie sich künftig messen lassen müssen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 24.11.2023
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/Underdarkuk

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Category: Magazin, Reviews

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