Lord Dying – Clandestine Transcendence
Vor bald fünf Jahren entschieden sich Lord Dying für eine verfeinerte musikalische und thematische Ausrichtung, die den vertrauten Stoner-Sludge-Sound eine ganze Spur proggressiver aufstellen sollte. „Mysterium Tremendum“ wurde letztlich zum Auftakt einer Trilogie, die sich intensiv mit dem Tod auseinandersetzt. Während besagte Platte die unsterbliche Figur ‚The Dreamer‘ vorstellte, die unbedingt sterben wollte, wird ihr auf „Clandestine Transcedence“ dieser Wunsch nun erfüllt.
Die donnernden Drums von „I Am Nothing I Am Everything“ geben die Marschrichtung vor. An zweiter Stelle dieses Albums gelegen, kommt hier manische Bedrohlichkeit durch. Typische Sludge-Elemente treffen auf eine höllische Abfahrt, die mit psychedelischen Untertönen überrascht – bloß einen schwarzmetallischen Wimpernschlag von Oranssi Pazuzu entfernt. Die Art und Weise, wie das US-Quartett hier manische Druckwellen mit gequälter Gitarrenarbeit anrollen lässt, kommt gut, begleitet von einem komplett durchgeknallten Abgang. Der wiederrum führt direkt in „Unto Becoming“, dessen Klargesang so proggig und rockig wie selten rüberkommt. In Verbindung mit furioser Bärbeißigkeit landet dieses abgedrehte Powerhouse den nächsten Volltreffer.
Am anderen Ende des Albums denken Lord Dying ihren Sound kompromisslos weiter und geben sich ruhiger denn je. „Swimming In The Absence“ überrascht mit balladesken Zügen, die perfekt zur Grabesstimmung passen – schwerfällig, beklemmend, sämtliche Sinne gleichzeitig torpedierend. Auch „The Endless Road Home“ bemüht derlei Nachdenklichkeit und steuert mehr denn je in Richtung Stadion, wenngleich auf schlammigem Fundament ruhend. Nach und nach sackt das Ding in sich zusammen. Zudem reizt die Band aus Portland, Oregon das Langformat gekonnt aus. Mit „Dancing On The Emptiness“ wagt man sich an einen echten Giganten, der mit klassischen Prog-Rock-Spannungsbögen und verspielten Einschüben positiv überrascht.
Und doch denkt man zu keiner Zeit daran, sich von vertrauten Stoner-Sludge-Klängen zu verabschieden, gerade im voluminösen Mittelteil. Bei knapp einer Stunde Spielzeit bleibt Lord Dying einiges an Freiraum, um mit wachsender Begeisterung zu experimentieren. Mehr Rock denn je, viel Anspruch, aber auch derbe Riffs und waschechter Psychoterror finden zusammen. Im Vorfeld hieß es, die harten Parts auf „Clandestine Transcendence“ wären brutaler denn je, während es in den ruhigen Abschnitten noch melodischer zugeht. Was sich wie eine Standardfloskel anhört, passt hier tatsächlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge – ein Wunderwerk der Extreme, an dem es mit Sicherheit kein Vorbeikommen gibt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 19.01.2024
Erhältlich über: MNRK Heavy (SPV)
Facebook: www.facebook.com/LordDying
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