Bright & Black – The Album

| 22. Januar 2024 | 0 Comments
Bright & Black

(c) Siiri Kumari

Gefühlt seit Jahren genießen Metal und Klassik eine enge Verbindung, sei es durch orchestrale Album-Beteiligung, wie es selbst Bands extremer Gefilde wie Dimmu Borgir bereits vormachten, oder groß angelegte Konzerte von Metallica über Dream Theater bis Alter Bridge. Bright & Black denken das Thema weiter und übersetzen von Metalmusikern verfasste Kompositionen in ein orchestrales Umfeld. Mehrere Performances stehen im Frühjahr an, zudem gibt es auch eine Studio-Version, schlicht „The Album“ genannt, die bereits im Herbst 2022 unter anderem durch die Baltic Sea Philharmonic eingespielt wurde.

Ein Blick auf die Autoren und Mitwirkenden reicht bereits: Eicca Toppinen (Apocalyptica), der live als Frontmann auftritt, Fredrik Åkesson (Opeth), Erik Danielsson (Watain), Nico Elgstrand (Entombed A.D.), Tomas Haake und Dick Lövgren (Meshuggah), Produzenten-Urgestein Jacob Hellner und der estnische Dirigent und Komponist Kristjan Järvi stecken hinter diesem mehr als einstündigen Unterfangen. Während Toppinen, dessen Cello sehr prominent vertreten ist und immer wieder die Führung übernimmt, Järvi sowie die beiden Artistic Directors Jacob Hellner und Per Kviman die Führung übernehmen, lässt sich ob der vielfältigen Einflüsse und Songwriter ein hochgradig abwechslungsreiches Werk erwarten. Und das verlangt vor allem eines: Zeit.

Der Doppelschlag zu Beginn macht recht souverän klar, dass hier eine enge Verzahnung beider Welten stattfindet. Das opulente, ausladende „Nidhugg“ breitet sich über mehr als acht Minuten gekonnt aus und konzentriert sich vor allem auf den symphonischen Aspekt. Während das Cello immer wieder nach vorne getragen wird, regiert hier letztlich doch das sprichwörtliche Wechselbad der Gefühle, begleitet von großer Dramaturgie. „Bloodgrind“ ist da ganz anders und erinnert an eine orchestrale Version der ruppigen Apocalyptica-Songs mit Dave Lombardo. Allerlei metallische Extreme, Toppinens schneidende Gitarrenimitation und feiste Drums servieren Black, Death und Thrash in halsbrecherischem Tempo. Das ist verdammt großes Kino.

Nur selten wird es derart heavy und brutal, siehe und höre beispielsweise „Armies Of The Preposterous“. Hier gelingt es Bright & Black, derlei Nackenschläge in einen epischen Dampfhammer mit verwaschenen Call-and-Response-Ansätzen einzubetten, wobei die Philharmonie gekonnt mit der metallischen Dimension kollidiert. Doch auch die ruhigen, wahrlich klassischen Momente gelingen, wie in „Midnite Son“. Das Hinarbeiten auf einen bittersüßen Höhepunkt weiß zu bewegen. Wenn dann alles zusammenkommt, wie im epischen „Collateral Damage“, wo ruppige Exkurse auf pure Anmut treffen, entsteht beinahe so etwas wie Rührung.

Ja, es gibt manch eine Länge bei diesen 65 Minuten. Ja, die Balance zwischen Metal und Klassik fehlt und verschiebt sich – nicht ganz überraschend – gerne mal auf zweiteren Teil. Dennoch ist „The Album“ ein prächtiges Werk, um den Horizont zu erweitern und andere Arten der Extreme kennenzulernen. Mehr noch, wenn beide Welten zusammenfinden, sind Bright & Black eine echte Macht. Auch wenn das Opus von Perfektion gerne mal ein Stück entfernt ist, sollte man sich dieses Happening nicht entgehen lassen – ein etwas anderer Soundtrack der episch-brachialen Dramaturgie mit Herz und großer technischer wie kompositorischer Klasse.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: Bright & Black Music (Rough Trade)

Website: brightandblack.com
Facebook: www.facebook.com/brightandblacktheproject

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Category: Magazin, Reviews

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