Vltimas – EPIC
Mit dem Donnerhall brachial-düsterer Extreme tauchten Vltimas vor fünf Jahren aus dem gefühlten Nirgendwo auf. Mittlerweile zum Quintett angewachsen, konnte die Band um aktuelle und ehemalige Mitglieder von Morbid Angel, Mayhem und Cryptopsy mit „Something Wicked Marches In“ einen echten Volltreffer landen. Für den Nachfolger traf man sich auf David Vincents Ranch in Texas, um alles gemeinsam zu erarbeiten. Dieser Ansatz bekam der international besetzten Band hörbar gut, und so landet mit „EPIC“ nun der nächste unwiderstehliche Dampfhammer.
Nach einem kurzen Intro überrascht der Titelsong mit hymnischer Gemächlichkeit. Vincent beschwört Tod und Teufel herauf, während sich drückende Schwere über das Land legt und alles zerlegt. Die kleinen Gesangseinlagen, in Verbindung mit Midtempo-Blei, lassen kalte Schauer über den Rücken laufen, bevor ein fieberhaftes Solo alles zerlegt. Mit „Invictus“ zeigt ein weiteres Epos, dass es auch eine Spur dynamischer gehen kann. Klar, auch hier schimmert schwerfällige Bosheit durch, doch machen gerade die kleinen Zwischensprints richtig viel Laune. Ein stetes Wechselbad horrender Gefühle steigert sich zu einem kathartischen Finale.
Wer die brachialen Vltimas schätzt, wird in „Scorcher“ fündig. Das ellenlange Intro täuscht, denn dahinter lauert eine Death-Metal-Blendgranate, der Cryptopsy-Drummer Flo Mounier seinen technisch versierten Stempel aufdrückt. Das herrlich manische „Exercitus Irae“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, überrascht im Hauptteil sogar mit dezentem Thrash-Einschlag, während das Leitmotiv Blackened-Synergien freisetzt. In „Miserere“ bemüht Vincent drastische Gesten, während rund um ihn das Geschehen in sich zusammensackt. Und dann ist da noch „Spoils Of War“, das finale Epos, das sich sechs Minuten lang konstant zu steigern vermag und beinahe an der eigenen Heavyness erstickt.
In diesen knapp 38 Minuten operieren Vltimas über weite Strecken am Anschlag, wenngleich das längst nicht mehr ’nur‘ volles Tempo bedeutet. „EPIC“ verdient sich – Spielzeit hin oder her – seinen Namen mehr als redlich und profitiert hörbar vom gemeinsamen Songwriting- und Recording-Ansatz. Natürlich packt die Band weiterhin High-Speed-Attacken und Rundumschläge aus, doch auch der düstere, beinahe proggige Ansatz des Vorgängers darf nicht zu kurz kommen. Mehr noch, die Extreme-Metal-All-Stars setzen gerne auf Blei und Beton, auf Blackened-Schwere und einen blendend aufgelegten David Vincent, der schon lange nicht mehr so erholt und gewitzt klang. Das vermeintlich schwere zweite Album wird für Vltimas zum geschmackvollen Schauflaufen der willkommenen Ungemütlichkeit.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.03.2024
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Website: vltimas.com
Facebook: www.facebook.com/VLTIMAS
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