Vennart – Forgiveness & The Grain

| 29. Februar 2024 | 0 Comments
Vennart

(c) Jessica Wild

Ruhephasen scheint es bei Mike Vennart nicht zu geben. In den gut drei Jahren seit dem Release seines letzten Soloalbums „In The Dead, Dead Wood“ gab es unter anderem eine neue Ambient-EP sowie das Debüt von Empire State Bastard, seiner gemeinsamen Band mit Simon Neil (Biffy Clyro), für die der legendäre Dave Lombardo das Schlagzeug einspielte. Vergleichsweise kurzfristig wurde der Release eines neuen Vennart-Albums angekündigt, natürlich in Eigenregie, komplex, hymnisch und ausufernd zugleich. „Forgiveness & The Grain“ denkt den Prog- und Art-Rock-Gedanken der bisherigen Platten gekonnt weiter.

Zur Überraschung von wohl niemandem braucht man einiges an Geduld, um sich an dieses Werk in Vinyl-Ideallänge von 42 Minuten heranzutasten, zumal Vennart einmal mehr verdammt viel versucht. Die anfängliche Dissonanz von „3 Syllables“ führt zu Elektronik und Falsett-Ansätzen, während die restlichen Instrumente das schneidende Chaos unterstützen. Massive Breitseiten und ein hochtrabender, metallischer Abgang verwirren erst einmal. Da kommt die Fragilität von „R U The Future??“ gerade recht. Eine leicht verwaschene Gitarre aus der Echokammer, charmante Alternative-Weisheiten und ausufernde Loops gehen in eine komplett andere Richtung, butterweich und zugleich suchend.

Gefunden wird so einiges, vor allem im abschließenden Giganten „Seventy Six“. Mehr als neun Minuten lang versucht sich Vennart an der konstanten Steigerung, erinnert gerne mal an seine viel zu früh verblichenen Oceansize und versucht der anmutenden Finsternis mit einer entfesselten Gesangsperformance entgegenzutreten. Das klingt wie Klassik mit Rock-Instrumentierung, unwahrscheinlich massiv, einer fatalistisch angehauchten Fanfare gleich. Das verspielte „Fractal“ holt hingegen klassische Post-Rock-Aufbauten hinzu und steuert unaufhörlich auf seinen gewaltigen, kathartischen Höhepunkt hin. Der Weg dorthin ist ein weiter, das Ergebnis dafür um so bewegender.

Mike Vennart sieht in „Forgiveness & The Grain“ zumindest in der Grundstimmung eine Fortsetzung von „In The Dead, Dead Wood“, und das ist gar nicht so weit hergeholt. Obwohl diese neue Platte wieder eine Spur proggiger und verklausulierter ausfällt, lässt sich die musikalische Verwandtschaft nicht von der Hand weisen. Der insgesamt kunstvollere Ansatz schlägt eine imaginäre Brücke und braucht ob der gerne mal komplexen Arrangements sowie großen Bandbreite zusätzliche Anlaufzeit. Natürlich lohnt es sich, Vennarts neuestem Streich diese Aufmerksamkeit zu schenken. Mehr Härte, mehr Elektronik, mehr Elegie, mehr Art – ein herausfordernder wie mitreißender Kunstgriff, der die herausragende Klasse dieses Künstlers einmal mehr unterstreicht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.02.2024
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Website: www.vennart.com
Facebook: www.facebook.com/vennartvennart

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Category: Magazin, Reviews

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