Mastiff – Deprecipice

| 18. März 2024 | 0 Comments
Mastiff

(c) Nick Sayers

Nur wenige Bands verstehen das Spiel mit musikalischer Eskalation derart hervorragend wie Mastiff. Das britische Quintett vermischt Derbes und Abstoßendes zwischen Hardcore, Sludge und brachialen Metal-Klängen mit wachsender Begeisterung und verleiht kompromissloser, alles einnehmender Wut sowohl Gesicht als auch Stimmband. Ihren neuesten Streich nahm die Band in einer Zeit auf, als die Welt wieder aufzublühen begann, während man mit eigenen Dämonen und Depressionen zu kämpfen hatte. Zugleich gehen Mastiff auf „Deprecipice“ in eine insgesamt etwas Hardcore-lastigere Richtung.

Das an dritter Stelle gelegene „Void“ steht voll und ganz im Zeichen dieses Finetunings auf Raten, explodiert förmlich aus den Boxen mit angepunktem Hardcore, Crust und Grind, während ringsum erste Gewitterwolken aufziehen. In diesem schäumenden Spannungsfeld der heiseren Verzweiflung fällt das Tempo Schritt für Schritt ab, wird von schlammiger Schwere begleitet und erreicht zerstörerische Dimensionen, eine Art Zahnarztbohrer mittendrin dient als zermürbendes Highlight. „Serrated“ mit Harry Nott von Burner und Dan James von XIII sägt und drückt, schlägt wild um sich und packt schließlich ein dissonantes Solo mit Slayer-Einschlag aus.

„Thorn Trauma“ lässt hingegen die Fäuste wirbeln und spielt gekonnt mit Grindcore- sowie mit Powerviolence-Ideen, während Jim Hodges Stimmbänder dem Verfall preisgegeben werden. Aus jeder Note dröhnt Verzweifelung, speziell wenn der Track Richtung Halbzeit abzudriften beginnt und eine kleine Noise-Fanfare lostritt. „Cut-Throat“ mit dem umtrieben Ethan Lee McCarthy (u. a. Primitive Man) verzichtet fast komplett auf Rhythmik und versteckt sich hinter doomigen Noise-Hügeln. Sollte das doch ein Schritt zu weit sein, holt „Bite Radius“ binnen Sekunden los, stürzt sich kopfüber in den Pit und langt, von fauligen Untertönen begleitet, beherzt zu.

Mastiff wagen sich noch weiter hinaus und bringen letzte Reste dessen, was man Leben nennen konnte, endgültig aus der Balance. Obwohl es insgesamt mehr Hardcore setzt, ist „Deprecipice“ – natürlich – trotzdem alles andere als geradlinig, geschweige denn zugänglich. Noch mehr Noise, noch mehr abrupte Breaks und Wechsel, noch mehr kanalisierte Wut treiben die Briten zur Hochform an. Nur wenige Bands schaffen es, Frust und Resignation so unverblümt in die Welt zu bringen. Was für ein wunderbar hässlisches Statement von einem Album.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: MNRK Heavy (SPV)

Facebook: www.facebook.com/mastiffhchc

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Category: Magazin, Reviews

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