Pyramid – Beyond Borders Of Time

| 17. März 2024 | 0 Comments
Pyramid

(c) Vivian Zapf

Ein kleiner Geheimtipp rifflastiger Traumwelten macht sich zum erneuten Landeanflug bereit. Pyramid könnte man von ihren Festival-Auftritten sowie Support-Gigs für Größen wie Colour Haze, RoToR oder Elder bereits kennen. Das Trio aus Nürnberg etablierte sich auf einer EP und einem Album als instrumentale Rock-Macht, die doomige Stoner-Wände mit psychedelisch ausuferndem Songwriting inklusive Jam-Charakter verbindet. „Beyond Borders Of Time“ klingt ziemlich genau so, wie man sich das anhand des Albumtitels erwarten dürfte.

Der wunderbar mäandernde Vorbote „Solar Flare“ bringt die charmante Eigentümlichkeit binnen Sekunden auf den Punkt, wenn es mit seinem stilvollen Psych-Aufbau unheimliche Space-Rock-Ideen propagiert, um die sich ein anfangs schleppendes, forschendes Arrangement reiht. Pyramid suchen nach einem magischen Moment und bemühen sich um ominöse Aufbruchsstimmung, die mit Unruhe kollidiert. Man weiß, das zu jeder Zeit etwas passieren kann, von entsprechenden Andeutungen untermauert. Der klassische Post-Rock-Aufbau mit zunehmender Distortion arbeitet auf den unvermeidbaren Höhepunkt hin, der jedoch weitestgehend verpufft. Es passiert relativ wenig, von den letzten 30 bis 40 Sekunden abgesehen, doch liegt gerade in diesem Herantasten so viel Reiz.

Während man noch über diesen unorthodoxen Ausritt philosophiert, packt das folgende „Krypta“ einen schrubbenden Lemmy-Bass aus. Statt Motörhead-Gelage setzt es allerdings düsteren Stoner-Doom, bis oben voll mit nervösen Zuckungen. Das eröffnende „The Medicine Man“ findet ebenso binnen kürzester Zeit zum magnetischen Riff und setzt auf Heavyness, die nach einer kurzen Zäsur auszuufern weiß. Nicht zum letzten Mal spielen Pyramid mit Post-Rock-Andeutungen und schaffen einen gewaltigen Hauptteil, der beherzt zulangt und zugleich Raum für kleinere Experimente und Spiele mit der feinen Klinge lässt. In diesem gelebten Widerspruch, der mehr und mehr eskaliert, liegt erstaunlich viel Reiz.

Viel Fuzz, viel Gefühl, viel Spannung: „Beyond Borders Of Time“ offenbart seine gesamte Strahlkraft erst nach dem einen oder anderen Durchlauf und lässt damit nicht so schnell los. Hinter der psychedelischen Stoner-Urgewalt steckt ein wild pochendes Herz für Songaufbau, für präzises Storytelling und die eine oder andere beherzte Überraschung mit Post- und Space-Charme. Pyramid scheinen alle Zeit der Welt zu haben, offenbaren ihre Liebe fürs Detail mit roher Energie und finden selbst in derben Momenten vollkommener Distortion ihre Auge für die Schönheit des Moments. Der Zweitling des Trios geht direkt ans und ins Herz – eine von vorne bis hinten magische Sache.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: Subsound Records

Facebook: www.facebook.com/pyramidfriendship

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Category: Magazin, Reviews

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