Adon – Adon

| 31. Juli 2024 | 0 Comments
Adon

(c) Adon

Ein Geheimtipp aus den USA greift auf den Rest der Welt über. Das Duo Adon um zwei lebenslange Freunde, Gitarrist Nath und Sänger Æthelwulf II, taten sich 2019 zusammen, veröffentlichten ein Jahr später eine erste EP und schwiegen sich erst einmal aus. Letztlich sollte das aber nur ein kurzes Durchatmen bleiben, denn vor wenigen Monaten erschien ihr erstes Album, schlicht „Adon“ betitelt, digital. Neuropa Records griff zu und entschloss sich, dem Blackened-Death-Mix nun eine globale physische Release-Bühne zu geben.

Bereits der Aufstieg wird zum musikalischen Fest: „Ascension“ erhebt sich geradezu majestätisch aus den Untiefen des menschlichen Seins und legt ein dissonantes Ungetüm frei, das drückendes Riffing ebenso mitnimmt wie komplexe Drums und etwas Psychoterror im noisigen Drumherum. Æthelwulf II wirkt grantig und heiser, zerlegt mit seinen Stimmbändern alles, während der Track gefühlt drölfzig Wandlungen durchmacht. Das folgende „Æther“ springt mit einem der deutlichsten Black-Metal-Riffs der ganzen Platte an, lässt aber auch Raum für klare Melodien und geradezu proggige Ansätze – ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch folgt.

Gerade in der Überlänge überraschen Adon mit experimentellen Ansätzen, die man eher von Triptykon kennt. „Æon“ lässt die Abrissbirne von Beginn an kreisen, kann und will das hohe Tempo aber nicht die gesamten elf Minuten halten. Ein ellenlanger, atmosphärischer und im besten Sinne beklemmender Mittelteil grätscht rein und bemüht pure Zerstörung. Der mit Groove flirtende Midtempo-Part danach begeistert. Sogar noch fast sechs Minuten länger dauert „Adon“, überrascht mit anspruchsvoller Avantgarde und folkigen Flötentönen, von finsteren Vocals begleitet. Selbst für Ausflüge in erhabene, hymnische Bereiche bleibt Platz.

Adon drehen komplett am Rad und begeistern mit diesem Wahnsinn. Sie beherrschen den Kunst, vermeintlich vertraute Blackened-Death-Klänge komplett frisch klingen zu lassen, wenngleich sich unzählige Vergleiche aufdrängen. Ein besonders engmaschiges Netz an Querverweisen und Referenzen tummelt sich in den forschen Husarenritten, doch sind es gerade die ausladenden bis experimentellen Zwischentönen, mit denen sich „Adon“ vom breiten Feld abhebt. Komplexe Extreme, rasende Wut und eine überraschend feine Klinge finden gar hervorragend zusammen. In dieser bestechenden Frühform ist Großes zu erwarten.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 02.08.2024
Erhältlich über: Neuropa Records

Facebook: www.facebook.com/ADONMetal

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Category: Magazin, Reviews

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