GEL – Persona
(c) Alexis Gross
Mit einem Statement von einem Album etablierten sich GEL im Vorjahr direkt. „Only Constant“ brachte den Hardcore-Sound des Quintetts aus New Jersey auf den Punkt und führte quasi im direkten Anschluss zu mehreren Tour-Möglichkeiten, in Zuge dessen unter anderem ein neuer Drummer hinzukam. Doch nicht nur das, auch musikalisch wollte man sich weiterentwickeln und hat weiterhin einiges zu sagen. Für Sänger*in Sami Kaiser ist das Hardcore-Maximum bereits erreicht, also streckt man sich nun anderen Sub-Gefilden entgegen. Der EP-Appetithappen „Persona“ schielt in Richtung Metal und Punk.
„Mirage“ kratzt an der Drei-Minuten-Marke und ist der bislang längste Track der US-Formation. Dieses Plus an Spielzeit wird entsprechend ausgenutzt – mit Vocals, die einen regelrecht anspringen, mit drückenden Drums und einem ähnlich wuchtigen Basslauf, mit schroffen Gitarren sowie einer feinen metallischen Note, die sich sukzessive in den Vordergrund drängt. Kaisers Vocals klingen so drastisch wie eh und je, bevor der Track in noisigem Chaos versinkt. „Shame“ geht ebenfalls mit wachsender Begeisterung nach vorne, im Chorus sogar beinahe ins Ohr, bevor aus dem Nichts bedrohlicher, eindringlicher Sprechgesang ertönt, der sich direkt ins Kleinhirn bohrt.
Das Spiel mit Klangräumen und Erwartungen beherrschen GEL besser denn je, und das ruppige „Persona“ ist das perfekte Beispiel dafür. Im Titeltrack schwingen die Fäuste automatisch mit und schrauben die Heavyness in geradezu bedrohliche Sphären. Zermürbender Groove bohrt sich durch das Seelenleben. Hingegen lässt „Martyr“ mehr denn je punkige Untertöne zu, strahlt rohe Gefährlichkeit aus und spielt geschickt mit dem Tempo – mal verspielt, dann wieder geradezu atemlos. „Vanity“ beschließt das Geschehen viel zu früh, wohl aber richtig schön mächtig. GEL arbeiten mit einem massiven Bollwerk, das wohlige Schmerzen bereitet und erst spät zumindest kurz abhebt.
Dank Weiterentwicklung auf Raten landen GEL den nächsten unbestrittenen Volltreffer. „Persona“ benötigt keine großen Überraschungen, setzt jedoch mehr als willkommene Duftmarken von ausgesuchter Präzision. Feinste schwermetallische Anteile unterstützen die Heavyness, zudem schwingt ein Hauch von Punk im richtigen Moment mit. Und doch bleibt Hardcore im Vordergrund, roh und ungeschliffen, dennoch stets punktgenau treffend. In diesen knapp 13 Minuten bleibt kein Platz für falsche Bescheidenheit oder Atempausen: GEL unterstreichen ihr Können einmal mehr.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 16.08.2024
Erhältlich über: Blue Grape Music (The Orchard)
Facebook: www.facebook.com/GELhc
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