And So I Watch You From Afar – Megafauna
So etwas wie Stillstand gibt es bei And So I Watch You From Afar nicht. Mit jeder neuen Platte will das irisch-nordirische Quartett seinen Sound ein Stück neu erfinden. Auf ihrem siebten Studioalbum, das erste für Pelagic, zollt man den beiden Heimaten – Portrush an der irischen Nordküste sowie Nordirlands Hauptstadt Belfast – lautstarken Tribut zwischen Getriebenheit, verspielter Naturmagie und ganz vielen Zwischentönen. Wenig überraschend bemüht „Megafauna“ einmal mehr den kreativen Aufbruch und überrascht mit recht technischen Klängen.
Bereits der Vorbote „Do Mór“ macht den anspruchsvollen Ansatz deutlich. Math und Jazz schwingen mehr denn je mit, lassen die Gitarren quengeln, während polyrhythmische Ansätze auf ordentlich Distortion treffen, stellenweise sogar auf metallische Gefilde zusteuern. Noch besser macht es das zweigeteilte „Mother Belfast“, das klassische Post-Rock-Stimmungen in den betont verwegenen Mix einbringt. Atemlose Schleifen mit Bass-Groove treffen auf explosive Husarenritte im ersten Abschnitt, bevor der zweite Teil einen auf Kleister macht, das Geschehen verbindet und schlussendlich mit erneut aufbrausendem Wahnsinn gekonnt abrundet.
„Any Joy“ findet man auf jeden Fall, selbst in dieser sehr kurzen Episode mit starkem Keyboard-Einsatz und klassischen Flächen, die gemeinsam auf gewaltige Katharsis zusteuern, zumindest bis das Klavier durch das Stiegenhaus purzelt. Im epischen Quasi-Titelsong „North Coast Megafauna“ lassen And So I Watch You From Afar schließlich alle Fäden zusammenlaufen. Mal roh und scharfkantig, dann wieder voller kleiner melodischer Highlights, bevor die donnernde Rhythmusabteilung das Zepter in die Hand nimmt und die krautig-jazzige Zäsur mittendrin vorbereitet. Wenn es mit aller gebotener Wucht und von Hall umspielten Gitarren letztlich doch wieder losgeht, ist alles eitel.
Ein weiteres Mal erfinden sich And So I Watch You From Afar auf Raten neu, ein weiteres Mal ist das Ergebnis gar fantastisch. Mehr denn vielleicht je rückt dieses siebte Studioalbum die rein instrumentalen Künste der Musiker in den Mittelpunkt, und das geht letztlich absolut vollkommen in Ordnung. Auf „Megafauna“ tobt sich das Quartett kreativ aus, überrascht mit jazzigen Math-Einschüben und wirkt zugleich lauter, aber auch gefühlvoller denn je. Dem Chaos entsteigt mit der Zeit beste Unterhaltung auf gewohnt hohem Niveau. Ja, der neueste Streich braucht vielleicht den einen oder anderen zusätzlichen Durchlauf, um vollends zu landen, doch gibt es der ASIWYFA-Klangmagie letztlich kein Entrinnen. Thank fudge.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.08.2024
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)
Website: asiwyfa.com
Facebook: www.facebook.com/andsoiwatchyoufromafar
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