Lowen – Do Not Go To War With The Demons Of Mazandaran
Das ‚Buch der Könige‘ oder ‚Schāhnāme‘ des persischen Dichters Abū ‚l-Qāsim Firdausī zählt zu den wichtigsten Werken der persischen Literatur und wurde über einen Zeitraum von 35 Jahren niedergeschrieben. Eines der zahlreichen Kapitel dient Lowen als Inspiration für ihr neues Album. Das in London ansässige Quartett mit Wurzeln im Mittleren Osten bemüht sich um musikalische Offenheit rund um Prog und Post Metal mit doomigen Anteilen und den einzigartigen Vocals der in Großbritannien lebenden Exil-Iranerin Nina Saeidi. Für ihr zweites Album „Do Not Go To War With The Demons Of Manzandaran“ verbinden Lowen nun Sound und Lyrik auf epische Weise.
Tracks wie „Najang Bah Divhayeh Mazandaran“, die zudem stellenweise auf Farsi und Sumerisch vorgetragen werden, unterstreichen das ambitionierte Vorhaben dieses monumentalen Zweitlings. Zwischen doomiger Schwere und wütenden, frontalen Attacken arbeitet sich Saeidis Stimme gekonnt nach vorne und zieht binnen Sekunden in ihren Bann. Hier von einer besonderen Aura zu sprechen, wäre dezent untertrieben. Dass der musikalische ‚Unterbau‘ locker mithält, spricht absolut für Lowen. Post-metallische Attacken, progressive Stimmungsbilder und vertrackte Epik am imaginären Grat zwischen Rock und Metal brennen sich direkt ein.
Mächtig und imposant gestaltet sich auch „Ghazal For The Embrace Of Fire“, der fast neunminütige Rausschmeißer, der sämtliche Qualitäten des Quartetts in einen Übersong packt. Zunächst fallen Lowen mit der Tür ins Haus, bevor die erste Zäsur einmal mehr komplexe, vertrackte Töne in den Vordergrund rückt. Gefühlt finden hier mindestens fünf verschiedene Songs zusammen, darunter der klassische Progger, die nahöstliche Klangforschung, ja sogar das technisch beschlagene Hackbrett. Im Vergleich dazu wirkt „The Seed That Dreamed Of Its Own Creation“ geradezu schlicht und kompakt, kann jedoch in dreieinhalb Minuten das Einzigartige dieser Band in einer einzigen ruppigen Fanfare auf den Punkt bringen.
Eben dieses bewusste Spiel mit Extremen und Klangräumen bekommt Lowen sehr gut und weckt Assoziationen von Orphaned Land über Leprous bis Mastodon und Cult Of Luna. Dieses große Spektrum sollte bereits zeigen, wie breit und zugleich einzigartig das Londoner Quartett aufgestellt ist, von der lyrischen Dimension ganz zu schweigen. „Do Not Go To War With The Demons Of Manzandaran“ ist starker Tobak, keine Frage, verlangt mehrere Durchläufe und etwas Geduld. Die filigrane Spielintelligenz, das packende Songwriting und die wuchtige Vehemenz, die sich in jeder Note verbergen, sprechen allerdings eine deutliche Sprache. Lowen deuten mit diesem Zweitling ganz große Dinge an.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.10.2024
Erhältlich über: Church Road Records / Lay Bare Recordings
Facebook: www.facebook.com/Lowenband
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